Home > Politik > Schutzengel an der Poccistraße
Oktoberfestattentat

Schutzengel an der Poccistraße

Autor(en): Nico Horn am Freitag, 25. September 2015
Tags: , ,
Quelle: M94.5/Johannes Schmitz

Denkmal vor dem Haupteingang der Wiesn

Am Samstag jährt sich der Anschlag auf das Oktoberfest. Isy Horn war damals auf der Wiesn – glücklicherweise aber nicht am Haupteingang.

Es gehört leider zur Geschichte des Oktoberfests: Am 26. September 1980 erschütterte ein Bomben-Anschlag die Bundesrepublik. Gundolf Köhler, ehemaliges Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann, soll dafür alleine verantwortlich gewesen sein. Aber bis heute gibt es hartnäckige Zweifel an der Einzeltäter-These.

Eine glückliche Entscheidung

Isy Horn war damals gemeinsam mit ihrem Freund und einem befreundeten Pärchen auf dem Oktoberfest. Gegen 22 Uhr entschied sich die Gruppe das Festzelt zu verlassen. Schnell kam die Idee auf, vor dem Nachhauseweg noch durch die Wirtsbudenstraße Richtung Haupteingang zu schlendern. Erschöpft vom Wiesn-Besuch, entschieden sie sich aber dagegen und gingen über die Poccistraße direkt zur U-Bahn.

Noch heute weiß Isy Horn, welches Glück sie vor 35 Jahren hatte: „Wenn wir keinen Schutzengel gehabt hätten, wären vielleicht genau zur Zeit des Attentats am Haupteingang gewesen“, sagt Sie.

Ahnungslos nach Hause

Von der Explosion bekam die Gruppe nichts mit. Unbeschwert ging es nach Hause und in die Wirtschaft gegenüber der Wohnung. Erst dort sprechen sie die erschrockenen Wirtsleute auf das Attentat an. Isy Horn glaubt, dass es Schicksal war, dass für uns damals alles glimpflich abgelaufen ist.“

Ein Hand zu viel

Um 22:19 zündet die Bombe am Haupteingang und verletzt 211 Menschen teils schwer, 13 Menschen verlieren ihr Leben. Unter den Toten war auch Gundolf Köhler. Schnell legt sich die Bundesanwaltschaft fest: Köhler soll den Anschlag eigenständig geplant und durchgeführt haben. Motiv: „private Probleme“.

Viele wollten das schon nach Ende der Ermittlungen 1982 nicht glauben. Zu viele Indizien sprechen gegen die These vom Einzeltäter Köhler. So sagten Zeugen aus, Köhler kurz vor der Tat heftig diskutierend mit weiteren Personen gesehen zu haben. Zudem wurde ein Handfragment gefunden, das weder Köhler noch den Opfern zugeordnet werden konnte. Stutzig machte das bei den Behörden wohl keinen – das Beweisstück ist heute nicht mehr erhalten.

Überfällige Ermittlungen

Für die Opfer ist das nach wie vor belastend: Immerhin laufen die Ermittlungen seit 2012 wieder. Es ist auch ein Eingeständnis der Behörden, damals gravierende Fehler begangen und den Rechtsterrorismus fälschlicherweise kleingeredet zu haben.

Auch Isy Horn und ihre Freunde werden jedes Jahr Ende September wieder an das Attentat erinnert und es wird ihnen bewusst, dass sie damals einfach nur das Glück hatten, das andere nicht hatten.


 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie