Logo-Streit in Mainz
Shitstorm gegen die Toleranz
Das Logo der Facebook-Gruppe "Das Logo muss weg"
Eigentlich wollten die jungen Mainzer nur ein rassistisches Logo kritisieren. Jetzt tobt ein Shitstorm gegen die Kampagne
Die Lippen sind schwulstig. An den Ohren hängen überdimensionierte Ringe. Mit dümmlichem Gesichtsausdruck schwingt er einen Hammer. Das Bild des Schwarzen scheint direkt einer Kolonialpostkarte entsprungen zu sein: So sieht das Logo von Thomas Neger aus. Der Dachdecker aus Mainz beruft sich damit auf eine jahrzehntelange Tradition: Vor 60 Jahren hat sein Großvater das Logo entworfen. Dabei hat der Familienname „Neger“ sprachwissenschaftlich gar nichts mit schwarzen Menschen zu tun – sondern mit dem Nähen.
Protest gegen ein Kolonial-Relikt
Eine rassistische Bildsprache, finden gerade viele junge Mainzer. Mit einer Foto-Kampagne, Demonstrationen und im Internet protestieren sie gegen das Logo. Einer davon ist David Häuser, 30, Musiker. "Diese Darstellung hat eine Verbindung zur Kolonialzeit, zu Massenmord und Versklavung. All das steckt in diesem Begriff drin - und in dem Logo.“ Schon in den 1980er-Jahren protestierten Schwarze gegen das Logo. Erfolglos. Seit letztem Jahr haben Einzelpersonen und Hochschulgruppen den Dialog mit Thomas Neger gesucht. Ebenfalls erfolglos.
Eine alte Tradition?
Gegenüber M94.5 will Thomas Neger kein Statement abgeben. Bisher ist er allerdings noch nie rassistisch auffällig geworden. In früheren Stellungnahmen hieß es von ihm: Es gehe um die Tradition - nicht darum, jemanden zu beleidigen. Egal, sagt David Häuser. „Auch wenn er damit niemanden beleidigen möchte – er tut es“, sagt der 30-Jährige. Ob auf Baugerüsten, in der Uni oder auf der Straße: „Das Logo schlägt jedem ins Gesicht“.
Morddrohungen für Logo-Gegner
Auf Facebook tobt derzeit ein erbitterter Logo-Streit. Dabei werden viele ausfällig – auch Gegner, aber vor allem Befürworter des Logos. Der Tenor lautet meist: Habt ihr nichts Besseres zu tun? Andere fordern die Kritiker auf, nach Afrika zurückzugehen. Sogar volksverhetzende Naziparolen sind dabei: Auschwitz solle man kurzzeitig öffnen, die linken Protestierer ins Gas schicken, heißt es da. Seitdem der Chef der Mainzer Jungen Union - ein Kollege des CDU-Stadtrats Neger - David Häusers Adresse im Internet veröffentlichte, erhält der Musiker Morddrohungen. „Nachts werde ich angerufen“, sagt er. „Nazis kommen vor meine Haustür.“ Er will sich davon nicht einschüchtern lassen. Und hat erst mal Anzeige erstattet.