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Die 17-jährige Naina kritisiert auf Twitter die Schulbildung. Einmal mehr wird ein „Normalo“ zum Sozialkritiker. Ein Kommentar.

Sprachrohr per Tweet

Autor(en): Andreas Hundseder am Donnerstag, 15. Januar 2015
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Quelle: © alamosbasement

old school, alte Schule

Darf sich die deutsche Gesellschaft durch den Tweet einer 17-Jähringe zu einer Bildungsdiskussion über Lehrpläne hinreißen lassen? Ein Kommentar.

Darf sich die deutsche Gesellschaft durch den Tweet einer 17-Jähringe zu einer Bildungsdiskussion über Lehrpläne hinreißen lassen? Ein Kommentar.

Es kommt immer wieder vor, dass ganz „normale“ Leute zu Internet- oder Medienphänomenen werden. Vor einem Jahr zum Beispiel war es Julia Engelmann, die Poetry-Slammerin, die mit ihrem postpubertären Aufruf für mehr Aktivität junger Menschen für viel Aufsehen gesorgt hat.

Im neuesten Fall geht es um das deutsche Schulsystem. Eine 17-Jährige Gymnasiastin macht ihrem Ärger auf Twitter Luft:

Ein gefundenes Fressen für die Gazetten der Republik. Schnell wird das deutsche Bildungswesen in Frage gestellt. Veraltete Lehrpläne werden angeprangert. Und das alles aufgrund der Aussage einer einzigen Schülerin. Die ist plötzlich Sprachrohr einer ganzen Generation.

Vor allem in den sozialen Netzwerken wird sie als große Revolutionärin gefeiert. Die Schulen und der Lehrstoff sollen daran Schuld sein, dass anscheinend junge Menschen keine Ahnung haben, wie man sich wegen einer Wohnung umschaut. Wie haben das denn bloß Millionen Deutsche vor ihnen geschafft?

Selbstständigkeit ist gefragt

Vielleicht, weil man sich auch neben der Schule bilden kann. Es gibt Eltern, Freunde oder Verwandte, die einem sicherlich helfen. Wenn wirklich alle Stricke reißen kann man sich auch noch im Internet oder gar in Büchern beispielsweise über das Ausfüllen der Steuererklärung informieren.

Selbstverständlich hat die Schule dafür zu sorgen, dass man optimal auf das Erwachsenenleben vorbereitet ist. Doch sie kann eben nicht Erziehung und Selbstständigkeit ersetzen.

Bevor also demnächst wieder Einzelmeinungen irgendwelcher „Normalos“ in den Himmel gehoben werden und alles schlecht gemacht wird: Lieber mal an die eigene Nase fassen. Einiges lässt sich mit nur etwas Eigeninitiative lösen. Man muss nicht immer gleich meckern.

Und wenn die 17-Jährige, wie viele Internet-Berühmtheiten vor ihr, irgendwann ein Buch über ihre weltbewegenden Ideen schreibt, dann wird der Deutschunterricht von früher doch etwas wert sein.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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