Studiengebühren zeigen wenig Wirkung
Eine aktuelle internationale Studie lässt Gegner und Befürworter von Studiengebühren gleichermaßen aufhorchen.
Eine aktuelle internationale Studie lässt Gegner und Befürworter von Studiengebühren gleichermaßen aufhorchen, denn: Sowohl die erhofften positiven als auch die befürchteten negativen Auswirkungen von Studiengebühren sind gering.
Als die CSU zum Sommersemester 2007 in Bayern Studienbeiträge von bis zu 500 Euro eingeführt hat, begann eine hitzige Diskussion über den Sinn und Unsinn dieser Gebühren. Während sich die einen freuten und auf eine Verbesserung der Lehre hofften, gingen die anderen auf die Barrikaden und forderten die sofortige Abschaffung, weil sie befürchteten, dass vor allem sozial schwachen Studierenden der Zugang zur Hochschulbildung verwehrt würde. Gewonnen haben am Ende die Gebührengegner, denn 2013 schaffte Bayern die Studienbeiträge als eines der letzten Bundesländer wieder ab. Dennoch bleibt die Frage im Raum, welche Auswirkungen die Gebühren letztendlich hatten.
Im Auftrag der EU-Komission haben Forscher des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in neun Staaten von 1995 bis 2010 untersucht, welche Folgen Studiengebühren auf die Zusammensetzung der Studierendenschaft haben. Sie berücksichtigten Faktoren, wie Geschlecht, ethnische und soziale Herkunft und prüften, ob zusätzliche Einnahmen aus Studiengebühren den Studierenden zugute kommen. Die Forscher wollten vor allem wissen: Haben Hochschulen mehr Geld, wenn sie Studiengebühren erheben? Was haben die Studierenden von den zusätzlichen Einnamen der Hochschulen? Und schrecken Studiengebühren potenzielle Studienanfänger ab?
Studienanfänger lassen sich von Studiengebühren nicht abschrecken
Das überraschende Ergebnis: die Forscher konnten zeigen, dass sich die Einführung von Studiengebühren nicht generell negativ auf die Zahl der Studienanfänger auswirkt. Die Einschreiberquote stieg im gesamten Untersuchungszeitraum, unabhängig davon, ob ein Land Studiengebühren eingeführt hatte, oder nicht. Auch sozio-ökonomische oder ethnische Unterschiede in der Zusammensetzung der Studierendenschaft konnten die Forscher nicht feststellen. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass für Studierende eher das Verhältnis von Studiengebühren und finanzieller Unterstützung ausschlaggebend ist“, sagte Studienleiter Dr. Dominic Orr in einem Interview. Er bezieht sich damit auf das steigende Angebot an Stipendien und Studienkrediten, das mit der Einführung von Studiengebühren einherging um die finanzielle Belastung der Studierenden abzufangen. Eventuelle psychische und finanzielle Probleme, die solche Darlehen mit sich bringen, berücksichtigten die Macher der Studie jedoch nicht.
Keine merkbare Verbesserung der Lehre
Aus der Studie geht auch hervor, dass die von Befürwortern erhofften positiven Effekte der Studiengebühren weitestgehend ausbleiben: „Studiengebühren führen nicht automatisch zu mehr Geld in der Lehre und einer verbesserten Betreuung von Studierenden“, sagt Orr. Die deutschen Studierenden hatten im internationalen Vergleich jedoch Glück, da hierzulade das Geld zweckgebunden war und ausschließlich für die Lehre ausgegeben werden konnte. Andernorts gaben die Verantwortlichen das Geld nämlich gern für andere Dinge aus: für die Forschung, um neue Studienplätze zu schaffen oder die steigenden Gehälter der Hochschulmitarbeiter zu finanzieren.
M94.5 gehörte 2013 zu den Befürwortern der Studiengebühren - aber eher aus anderen Gründen als "Verbesserung der Lehre" und so...