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Stolpersteine

Umstrittene Mini-Denkmäler

Autor(en): Sophie Dechansreiter am Mittwoch, 25. November 2015
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Quelle: M94.5

Ein Stolperstein, der in München verlegt werden soll

Ist es eine schöne Erinnerung an die Opfer oder wird ihr Gedenken mit Füßen getreten? Jetzt geht der Streit um sogenannte Stolpersteine sogar vor Gericht.

Vor dem ehemaligen Wohnhaus zweier verstorbener Juden aus München in der Corneliusstraße 2 sollen zwei Stolpersteine in Gedenken an sie in den Gehweg eingelassen werden - zumindest wenn es nach den Angehörigen geht. Doch noch hält Thomas Nowotny die Steine nur in der Hand.


Stolpersteine? "Definitiv.", sagt Thomas Nowotny (Mitte). Quelle: M94.5/Sarah Maier

Es ist ein langer Streit, den der Münchner schon seit Jahren führt, denn die Stadt München weigert sich ein "OK" für die kleinen goldenen Denkmäler zu geben. Sie sieht eine Erinnerung auf dem Boden als Gefahr. Es könnte der Eindruck entstehen, die Opfer werden mit Füßen getreten.

Juristischer Beistand soll die Lösung bringen

Um nun die Stolpersteine endlich durchsetzen zu können, hat sich eine kleine Gruppe von Beführwortern an einen Rechtsanwalt gewandt. Rein juristisch gesehen, gibt es kaum etwas, das gegen die Installation der Stolpersteine spricht, so der Anwalt Dr. Hannes Hartung, der die Initiative auch persönlich unterstützt. In der Verfassung sind ein Erinnerungsauftrag, ein Kommunikationsgrundrecht im öffentlichen Raum und das Recht auf individuelles Gedenken gesetzlich festgelegt.

Da es in München ja bereits zahlreiche Denkmäler und Gedenktafeln gibt, kann man davon ausgehen, dass die Stadt nicht grundsätzlich gegen diese ist. Deshalb sei das Verbot der Stolpersteine nicht gerechtfertigt, denn sie unterscheiden sich ja nicht wirklich von Stelen oder anderen Statuen zum Gedenken, so der Rechtsanwalt.

Ein langwieriger Prozess

Stolpersteine sind bereits in vielen Städten in Deutschland installiert, zum Beispiel in Hamburg oder Berlin. Es handelt sich um etwa 10 x 10 Zentimeter große Betonblöcke, auf deren Oberseite sich eine Platte aus Messing befindet. In diese sind Wohnort, Name, Geburtsjahr sowie Ort und Datum der Deportation oder der Erdmordung der jeweiligen Person eingraviert.


Julius und Franziska Marx, Münchner Juden, 1941 ermodet. Quelle: M94.5/Sarah Maier

Vor den letzten frei gewählten Wohnorten der Nazi-Opfer sollen die glänzenden Steine jeden Fußgänger an die individuellen Schicksale erinnern und so Bewusstsein schaffen - besonders für die Zukunft. Denn die Zeitzeugen werden früher oder später alle verstorben sein. Die Stadt beharrt aber auf ihrer Meinung. Ein Streit, der für Thomas Nowothny und seine Mitstreiter noch ein bisschen dauern könnte. Jetzt ist erstmal das Verwaltungsgericht gefragt. Das könnte schon in wenigen Monaten eine Entscheidung treffen.

Wie das Verfahren ausgeht, erfahrt ihr natürlich bei M94.5!

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