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Vor 80 Jahren: Tucholskys „Soldaten sind Mörder“

„Sagte ich Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“ Dieses kurze Zitat sorgt seit dem 4. August 1931 immer wieder für hitzige Diskussionen. Die Aussage ist Teil der Glosse Der bewachte Kriegsschauplatz von Kurt Tucholsky. Geschrieben unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel, wurde die Glosse vor 80 Jahren in der Zeitschrift Die Weltbühne veröffentlicht. „Sagte ich Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.“ Dieses kurze Zitat sorgt seit dem 4. August 1931 immer wieder für hitzige Diskussionen. Die Aussage ist Teil der Glosse Der bewachte Kriegsschauplatz von Kurt Tucholsky. Geschrieben unter dem Pseudonym Ignaz Wrobel, wurde die Glosse vor 80 Jahren in der Zeitschrift Die Weltbühne veröffentlicht. Zwar hatte Tucholsky die Auffassung „Soldaten sind Mörder“ schon früher öffentlich proklamiert, doch erst das Erscheinen in der Weltbühne löste die große Aufregung aus – bis heute.

Parole von Pazifisten

Im ersten Weltkrieg war Tucholsky selbst Soldat. Die dortigen Eindrücke scheinen ihn geprägt zu haben: 1919 gründete er den Friedensbund der Kriegsteilnehmer. In den Jahrzehnten nach Veröffentlichung seines Satzes „Soldaten sind Mörder“, wurde dieser zur Parole für Pazifisten und Bundeswehrgegner. Auch wegen einiger Gerichtsurteile zu Menschen, die den Tucholsky-Satz verwendet hatten, kam es zu einer Popularisierung des Zitates. Heute noch flammt die Diskussion immer wieder auf, wenn die Bundeswehr in Kritik gerät. Zuletzt 2010, als die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen den Linke-Politiker Thies Gleiss einleitete. Gleiss hatte im Zuge der Luftangriff-Affäre bei Kunduz in der Jungen Welt geschrieben: „An der Berliner Mauer starben 136 Menschen eines gewaltsamen Todes, das ist unmenschlich und verbrecherisch, aber in Afghanistan haben von SPD und Grüne geschickte Mördersoldaten schon deutlich mehr Menschen umgebracht.“

UNO-Mandat als Parameter

Diese Meinung teilt Jörg Wiebach nicht. Er ist Sprecher des Arbeitskreises Darmstädter Signal. Dieser Zusammenschluss aktiver und ehemaliger Soldaten und Mitarbeiter der Bundeswehr fühlt sich der Friedensbewegung verbunden. Wiebach sagte M94.5: „Wenn man natürlich das Erschießen von Menschen grundsätzlich als Mord bezeichnet, dann wäre diese Begründung zu suchen und zu finden. Andererseits meint Mord im rechtsstaatlichen Sinne etwas komplett Anderes.“ Sind Soldaten etwa im Zuge eines UNO-Mandates im Einsatz, müssen sie stets nach vorgegebenen Regeln handeln - auch wenn das Töten beinhaltet. In einem unvorhersehbaren Gefecht kann das natürlich nur schwer nachkonstruiert werden. Halten sich die Soldaten aber an die Regeln, sind sie keine Mörder – so die Logik Wiebachs. Generell sei die Diskussion rund um das Soldatendasein festgefahren. „Die einen sagen: Oh Soldat, ganz furchtbare Menschen. Und die anderen sagen: Wir brauchen sie. Das sind Fronten, die man nicht aufweichen kann, weil die einen und die anderen jeweils in ihrem Weltbild mit ihrer Begründung richtig liegen.“ 

Ihr wollt euch einfach selbst ein Bild machen? Nur los! Tucholskys „Der bewachte Kriegsschauplatz“ findet ihr hier.

Autor: Robert Simbeck

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