Politische Meinungsbildung zur Bundestagswahl
Was wähle ich?
SPD, CDU, Grüne oder doch DIE LINKE? Woher weiß ich, was ich am 24. September wählen soll? Fünf Informationsquellen im Porträt.
Über 61,5 Millionen Wahlberechtigte dürfen dieses Jahr über die Besetzung des Bundestags für die kommenden vier Jahre entscheiden. Davon sind ca. 3 Millionen Erstwähler und Erstwählerinnen. Grund genug, einige Alternativen zur politischen Meinungsbildung neben Zeitung, Social Media und Co. darzustellen.
Jung & Naiv
„Politik für Desinteressierte“ ist das Leitmotto des Youtube-Channels Jung & Naiv. Wöchentlich neue Interviews mit PolitikerInnen, Zusammenfassungen der Bundespressekonferenzen und sozialkritische Podcasts rund um den Journalist Tilo Jung begeistern inzwischen über 100.000 Abonnenten. Charakteristisch für die Videos ist eine riesige politisch Spannweite von Alexander Gauland bis hin zu Gregor Gysi und Jungs bewusst naive Fragen. Manchmal läuft der 31-Jährige dabei aber gefährlich nahe an der Grenze zur Belanglosigkeit entlang. Dennoch sind Fragen wie die nach den Gemeinsamkeiten mit Angela Merkel an Frauke Petry Gold wert.
Precht
Um einige Ebenen tiefgreifender ist dagegen die Sendung Precht des deutschen Philosophen Richard David Precht im ZDF. Äußerst intensiv und umfassend interviewt der Moderator hier nicht nur seine Gäste, sondern schafft produktive Diskussionen und Vorschläge. Dabei bleibt kein Aspekt des Lebens unangetastet: Precht konkretisiert mit Sahra Wagenknecht ihr Verständnis des Kommunismus, mit Christian Lindner Gerechtigkeit nach John Rawls oder aber auch die Quantifizierung der Welt mit dem LMU-Physikprofessor Harald Lesch. Jede Sendung wird noch mit Literaturhinweisen und Empfehlungen vervollständigt und wird so nicht nur politischen, sondern (um einen möglichen Widerspruch aufzubrechen) auch wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht. Manko dabei: „Precht“ erscheint nur sechs mal im Jahr und kann deswegen nur ausgewählten politischen Akteure eine Plattform bieten, diese dafür umso eindringlicher.
Wahl-O-mat
Zur groben ersten Orientierung gibt es außerdem seit 2002 den sogenannten Wahl-O-Mat. Dieser soll noch unentschlossenen Wählern eine Hilfestellung bei ihrer Stimmvergabe sein. Zu Beginn wählt man bis zu 8 Parteien aus den insgesamt 34 zugelassenen Landeslisten aus, deren Ansichten man vergleichen will. Anschließend werden 38 Thesen dieser der Reihe nach aufgelistet. Nun kann jede dieser Thesen mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“, „neutral“ oder „These überspringen“ beantworten werden. Am Ende spuckt der Wahl-O-Mat die Übereinstimmungen mit den zuvor gewählten Parteien aus.
Ähnlich funktioniert der WahlSwiper. Diese App ist aufgebaut wie die Dating-App „Tinder“, die einzelnen Thesen der Parteien „swiped“ man nach links oder rechts um zuzustimmen oder abzulehnen, um zum Schluss ein Match zu erhalten.
Der Wahl-O-Mat ist erst ab 30. August verfügbar, mit dem WahlSwiper könnt ihr hingegenen schon jetzt eure Partei finden.
Fernsehduell
Eine zusätzliche Orientierung gibt noch das Fernsehduell zwischen den Spitzenkandidaten der SPD und der CDU, das voraussichtlich am 3. September auf ARD, ZDF, RTL und Sat1 parallel übertragen wird. Hier dürfen sich Martin Schulz und Angela Merkel nochmal drei Wochen vor der Wahl gegenseitig ausstechen und ihre Wahlversprechen präsentieren. Kritik an diesem Format ist jedoch, dass immer nur SPD und CDU vertreten sind, Parteien wie Die Linke, die FDP, AfD oder die Grünen bleiben außen vor. Etwas paradox, sind doch genau diese zwei Parteien in dieser Legislaturperiode in der Regierung, die Opposition wird also ausgeschlossen. Diese soll aber am 30. August auf Sat1 ein eigenes Fernsehdiskussionsforum bekommen.
Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
Bei weiteren politischen Fragen oder Unklarheiten, verschafft die Bundeszentrale für politische Bildung Abhilfe. Von „Abgeordneten“ bis „Zivilgesellschaft“ findet man jeden politischen Begriff verständlich erklärt. Ebenso findet man Beschreibungen zu jeder Partei und kurze Auszüge derer Wahlprogramme.
Am ausführlichsten sind jedoch immer noch die Wahlprogramme selbst.