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Terroranschlag in Istanbul

"Wie Russisch Roulett"

Autor(en): Narin Dogan am Mittwoch, 29. Juni 2016
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Quelle: Narin Dogan

Collage

Junge Menschen aus Istanbul erzählen von der Atmosphäre nach dem Anschlag am Atatürk-Flughafen

Allein in diesem Jahr wurden fünf große Anschläge in der Türkei verübt. Gestern war der Flughafen Istanbul-Atatürk von so einem Terroranschlag betroffen. Drei Selbstmordattentäter rissen 41 Menschen in den Tod, 239 wurden verletzt. Was löst das bei den Istanbuler Bewohnern aus? Wie lebt es sich in einer Metropole, die immer wieder vom Terror bedroht ist? Wir haben vier junge Menschen aus Istanbul gefragt.

 

Rohat Kara, 27, Student

„Aufgrund der zahlreichen Angriffe in Istanbul sind die Menschen angespannt und versuchen sich von großen Menschenmassen fernzuhalten. Das kleinste Geräusch macht die Istanbuler nervös und verängstigt sie. Trotzdem müssen wir mit unserem alltäglichen Leben weitermachen. Allerdings ist das nicht möglich ohne sich darüber Sorgen zu machen, dass so etwas wie am Istanbuler Flughafen nochmal passiert.“

 

Dilan Şenay Yılmaz, 23, Studentin

„Um ehrlich zu sein fühlt es sich so an, als würde ich Russisch Roulett spielen. In jedem Viertel und in jedem Lokal, das ich in Istanbul betrete. Das schlägt ganz schön auf die Psyche. Ich versuche mich von breiten Menschenmassen fern zu halten, aber in Istanbul trägt man die Angst immer mit sich. So sehr ich auch versuche, mich selbst zu schützen – ich habe immer das Gefühl, dass ich genau da sein könnte wo die nächste Bombe hochgeht.“

„Angst, Panik und Vertrauenslosigkeit beherrschen das Klima. Auch wenn eine Wasserflasche platzt, sieht man den Menschen das Entsetzen an.“

„Eigentlich war dieses Land immer ein Kriegsland. Das Land der Panzer, Pistolen und Bomben, Ich rede allerdings von der Lage in Kurdistan. Terroristische Ereignisse sind jetzt auch in den Westen der Türkei gezogen. Der Krieg hat sich also auf das ganze Land ausgebreitet. „Das betrifft uns nicht, weil wir weit entfernt sind“ – dieser Gedanke gilt nicht mehr. Bomben fallen überall auf unser Leben. Auch wenn wir uns irgendwie vom Tod drücken wollen - die Gefahr, dass wir eines Tages beim Verlassen des Hauses von Pistolen erschossen werden, schwebt in der Luft. So lebe ich hier mein Leben weiter“

 

Azad Atmaca, 26, Geschäftsführer eines Restaurants

"In Istanbul machen die Menschen weiter wie zuvor. Die Leute haben sich an den Terror gewöhnt. Es gibt inzwischen sogar Leute, die versuchen, aus der Situation Profit zu schlagen. Gestern haben einige Taxifahrer nach dem Anschlag am Flughafen beispielsweise extrem viel Geld von den Passagieren verlangt."

 

Mehmet Şimşek, 22, Strahlentherapeut

„Ich selbst war zum Zeitpunkt des Anschlags in der Nähe des Flughafens. Die Explosion war so heftig, dass auch ich sie gespürt habe. Aber ich habe keine Angst. Wegen der geopolitischen Lage der Türkei war ich dazu gezwungen, mich an Explosionen zu gewöhnen.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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