Home > Politik > Zeitungen im Internet

Zeitungen im Internet

Autor(en): Johannes Klingebiel am Freitag, 31. Mai 2013
Quelle: © daniel zimmel(dev null)

Ab Juni gibt es viele Online-Artikel auf Bild.de nur noch gegen Bares. Zeichen einer Krise der Zeitungen im Internet. Geld im Internet verdienen, aber wie?

Ab 1. Juni gibt es viele Online-Artikel auf Bild.de nur noch gegen Bares. Zeichen einer Krise der Zeitungen im Internet. Geld im Internet verdienen, aber wie?

Bereits seit Jahren gehen Leserzahlen und Auflagen von Print-Magazinen zurück. Die klassische Papierzeitung hat bei vielen ausgedient. Nachrichten werden heutzutage schnell und vor allem kostenlos über das Internet bezogen: Zeitungsseiten, Youtube oder Nachrichten-Aggregatoren wie Google News. Im Internet herrscht jedoch eine eiserne Regel: Niemand ist bereit für einen Service zu zahlen, den er an andere Stelle kostenlos bekommen kann.

Die USA und das Zeitungssterben

DIe USA wurden einige Jahre früher als Deutschland durch eine Zeitungskrise getroffen. Die Reaktion auf zurückgehende Gewinne im Printbereich waren oft sogenannte "Paywalls" auf den Intenetseiten.  Nutzer sollten also für Onlineartikel zahlen oder hatten nur mit einem Abo Zugang zu den Texten. Jedoch trat umso heftiger hier jene eiserne Regel des kostenlosen Services in Kraft. Nachrichtenseiten mit Paywall verloren massiv Leser, während Seiten ohne Paywall gigantischen Zuwachs erlebten. Was folgte war vorhersehbar: Zeitungen mit Paywall wurden umso härter durch die Krise getroffen, als Zeitungen ohne. Stärkstes Beispiel hierfür ist die englische “London Times”, welche 2010 nach der Einführung einer Paywall 90% ihrer Onlineleser verlor. Ausnahmen stellen hierbei große internationale Zeitungen wie die “New York Times” und das “Wallstreet Journal” dar, die aufgrund ihres einzigartigen Services Leser besitzen, die bereit sind Geld für Online-Artikel zu zahlen.

Zurück nach Deutschland

In Deutschland ist die Krise noch nicht so weit fortgeschritten, aber die Reaktionen sind ähnlich. Das am 1. Mai verabschiedete Leiistungsschutzrecht ist beispielhaft. Ziel des Gesetzes ist es, Nachrichten-Aggregatoren und Suchmaschinen zu verbieten, kurze Textausschnitte auf den eigenen Seiten zu präsentieren, bzw. Geld für diese Ausschnitte zu verlangen. Vollkommen außer Acht gelassen wurde hierbei jedoch, dass jene Dienste einen Großteil der Nutzer auf Nachrichtenseiten führen. Auch ansonsten sieht das Bild der deutschen Nachrichten Landschaft eher Grau in Grau aus. Innovationen beschränken sich auf “Paid-Content” und Werbung. Schließlich waren vielen Nutzern die blinkenden Banner und aufdringlichen Pop-Ups zu viel. Ad-Blocker wurden mehr und mehr zum Standart der Webbrowser. Als schließlich knapp ein Drittel aller Nutzer Ad-Blocker verwendeten, reagierten viele Verlage mit einem Schild auf den eigenen Seiten, welches den Besucher bat, auf Ad-Blocker zu verzichten. Dieser Hinweis führte allerdings dazu, dass die Downloadzahlen der Browser Ad-Ons explodierten.

Chancen und Möglichkeiten

Dass der Axel Springer Verlag nun nach Welt.de auch Bild.de hinter einer Paywall einmauert, ist vor allem deswegen problematisch, weil andere Verlage dem Vorbild folgen könnten. Im schlimmsten Fall könnte Deutschland ein ebenso hartes Zeitungssterben erleben, wie in Amerika. Nur ein einzigartiger Service kann auf Dauer Geld einbringen. Wie dieser aussehen kann, muss jede Zeitung für sich entdecken. Die eigene Nische zu finden ist das Stichwort. Sei dies nun die Spezialisierung auf Themengebiete, mehr gut recherchierte und spannende Reportagen, der Ausbau des eigenen Angebots auf andere Medien (Bild und Ton) oder Kooperationen mit der wachsenden Blogger-Szene in Deutschland. Möglichkeiten gäbe es genügend, denn nur mit Nachrichten alleine wird sich keine Zeitung in Deutschland halten können. Spätestens wenn im Herbst die Huffington-Post Deutschland online geht, wird der Konkurrenzkampf wahrscheinlich nochmehr an Fahrt annehmen. Das Berufsfeld des Journalisten befindet sich im starken Wandel, darin sind sich Beobachter der Szene, wie DJS-Leiter Jörg Sadrozinski oder Richard Gutjahr einig. Zeitungen, die sich progressiv und schnell an das neue Medium Internet angepasst haben, scheinen gute Aussichten für die Zukunft zu haben. Mit oder ohne Paywall.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

mehr
M94.5 präsentiert
Donnerstag, 18. Oktober, 18 Uhr
M218 LMU Hauptgebäude
 
Munich Rocks!
Donnerstag, 18. Oktober 2018
 
Freitag, Samstag: 19./20. Oktober
 
Neuhauser Musiknacht
Samstag, 27. Oktober 2018
M94.5 Bühne @ Freiheizhalle

 

mehr
M94.5 auf Youtube

Der M94.5-Newsletter
Du willst regelmäßig News von M94.5? Dann musst nur deine E-Mail-Adresse angeben! Keine Angst, wir spamen deinen Posteingang auch nicht voll.
 
 
Die afk Familie