TSV 1860 München
Achterbahnfahrt zum Klassenerhalt
Gefallen und wieder aufgestanden: Der TSV 1860 München schafft den Klassenerhalt in letzter Minute durch Glück und Kai Bülow.
Nächste Saison jährt sich die einzige Meisterschaft der Münchner Löwen zum fünfzigsten mal. Um ein Haar hätte der TSV 1860 dieses Jubiläum in der dritten Liga feiern müssen.
Doch die Giesinger haben es gerade noch geschafft. Durch Glück. Durch Kampf. Durch Kai Bülow. Der Abwehrspieler schiebt in der 91. Minute das Leder ins Netz und wird diesen Moment nach dem Spiel als wichtigstes Tor seiner Karriere bezeichnen.
Julian Weigl als Symbol für die verkorkste Saison
Die Sonne scheint auf die Allianz Arena und ein Kieler Fan behauptet dass sich ihr Kommen „allein wegen dem Wetter schon gelohnt hat“. Nachdem eine Viertelstunde gespielt ist, wird der Mann noch besser gelaunt sein, als Rafael Kazior den Ball zum 1:0 für Holstein Kiel über die Linie drückt. Die Mannschaft des TSV wirkt verunsichert, 1860 muss nun zwei Tore schießen, um die Klasse zu halten.
Die 57.000 Zuschauer lassen sich von dem Rückschlag nicht beeinflussen, sie brüllen das Team von Thorsten Fröhling weiter nach vorne. Das Motto wird gelebt: Einmal Löwe, immer Löwe. Kurz darauf schießt Julian Weigl, der schon nach 13 Minuten für den verletzten Dominik Stahl gekommen ist, neben das Tor. Diesen Julian Weigl kann man als Sinnbild für eine chaotische Saison der Giesinger sehen. Er wurde am Anfang der Spielzeit vom damaligen Trainer Moniz zum Kapitän gemacht, später wieder entmachtet und kam zum Ende der Saison nicht über die Reservistenrolle hinaus. Zur neuen Spielzeit wird er für Borussia Dortmund in der ersten Bundesliga spielen.
"Wir sind Löwen und ihr nicht"
Die erste Liga war auch das ursprüngliche Saisonziel der Löwen. Kurz vor der Pause sieht es eher so aus, als würde man in der nächsten Saison bei Großasbach statt im Olympiastadion in Berlin spielen.
Bis zur Halbzeit kommt 1860 zu keiner weiteren Torchance. In der Pause ist Thorsten Fröhling gefragt und er ruft die Mannschaft auf, zu zeigen, dass sie Männer sind. Sie sollen das Spiel umbiegen.
Nach der Halbzeit schießt Stephan Hein über die Querlatte, doch eine Druckphase der Löwen ist weiterhin nicht erkennbar. Nach 70 Minuten wird Rubin Okotie ausgewechselt. Zu Saisonbeginn traf der Österreicher noch nach Belieben. In der Rückrunde war er lange verletzt, schießt noch insgesamt drei Tore.
Heute schleicht er vom Platz, zum Abschied gibt es ein Pfeifkonzert. Es sind noch 20 Minuten zu spielen und es sieht nicht danach aus, dass die Münchner nächstes Jahr in der zweiten Liga spielen werden. Auch die Fans werden ungeduldig, rufen „wir sind Löwen und ihr nicht“.
Gefallen und wieder aufgestanden: Der TSV hat gekämpft wie ein Löwe. Quelle: M94.5
Fußball furioso in 12 Minuten
Die Zeit rennt 1860 davon. Dann kommt Daniel Adlung aus der zweiten Reihe und drischt das Leder ins Tor der Kieler. Ein Tor aus dem Nichts. Es sind 78 Minuten gespielt und das Stadion wird plötzlich zum Hexenkessel, niemand sitzt mehr. Die Druckphase der Löwen beginnt spät, aber sie zeigt Wirkung. Weigl schießt, doch der quirlige Kieler Keeper Kenneth Kronholm hält. Daniel Adlung schießt neben das Tor. Mittelfeldspieler Valdet Rama schießt an den Pfosten. Kai Bülow steht richtig und schießt den Ball nun aber ins Tor. 57.000 Löwenfans sind außer sich.
Die ganze Anspannung einer verkorksten Saison fällt in der 91. Minute ab. Ersatzspieler und Betreuer stürmen auf das Spielfeld und auf den Rängen liegen sich die Zuschauer in den Armen. Noch ist 1860 nicht gerettet und der Fangesang „einmal Löwe, immer Löwe“ wird immer wieder angestimmt.
Klassenerhalt und Aufstiegsträume
Dann ist es geschafft, Schiedsrichter Knut Kircher beendet das Spiel. Die Spieler stürmen in die Nordkurve und knien vor den Fans. Anschließend wird gefeiert. Der TSV 1860 rettet sich in letzter Minute. Zur neuen Saison soll vieles anders werden, denn der Abstiegskampf in der zweiten Liga kann nicht der Anspruch der Löwen sein. Viele Anhänger geben als Ziel für die neue Saison das obere Tabellendrittel an, wenige träumen vom Aufstieg in die erste Bundesliga.
Doch dafür wäre es auch gut, wenn das Stadion öfter gefüllt ist und nicht nur bei den entscheidenden Spielen. Der erste Schritt ist gelungen, aber für die Verantwortlichen wird es ein stressiger Sommer. Doch zuerst wird gefeiert und die Fans verlassen überglücklich das Stadion. Die Sonne ist zwar mittlerweile weg, aber die Allianz Arena strahlt auch in Zukunft noch in blau. Ein Bild, das den Löwenfans sowieso besser gefällt.
Nach dem Abpfiff brechen bei den Sechzig-Fans alle Dämme. Quelle: M94.5