Als die Halbzeitsirene ertönte, erhob sich der gesamte Münchner Audi Dome. Aber nicht etwa wegen den klar dominierenden FC Bayern Basketballern auf dem Feld, die das durchaus verdient gehabt hätten. Der Grund hierfür war 90's-Pop-Queen Tania Evans. Umgeben von Cheerleadern in knallbunten Leggins und Hot Pants trällerte sie ihr "Call him Mr. Vain" ins Mikrofon. Die Älteren unter den Zuschauern schunkelten fröhlich mit. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel schon längst entschieden. Auch wenn die Gäste aus Crailsheim kurz vor der Pause noch einmal durch eher aus der Not heraus entstandene Drei-Punkte-Würfe bis auf 13 Punkte herankamen - zwischenzeitlich lagen sie schon über 20 Punkte zurück - an einem Kantersieg zweifelte wohl keiner mehr. Die Unsicherheit der letzten Wochen schien bei den Bayern zu diesem Zeitpunkt ganz weit weg.

Pesic forderte mehr als einen Sieg

Trainer Svetislav Pesic hatte vor dem Spiel am Samstagabend "mehr als einen Sieg" gefordert und so fingen die Bayern auch an. Benzing, Gavel und Taylor verwandelten die ersten drei Würfe allesamt von jenseits der Dreier-Linie. Wenn es in der laufenden Sasion für den amtierenden Meister gegen die schwächeren Teams in der Bundesliga ging, bereitete vor allem eines große Probleme: Die Zonenverteidigung. Diese sahen die rund 6200 Zuschauer bei den Gästen an diesem Abend aber kaum.

Bayern mit unglaublicher Reboundbilanz

Über 50 Rebounds zählten die Statistiker am Ende der 40 Minuten auf Seiten der Gastgeber. Beim Gegenüber waren es 23 - eine Reboundbilanz wie man sie im Basketball nur selten sieht. Und wer sich die Rebounds holt, der kommt nun mal zu zahlreichen Zweite-Chance-Punkten. "Natürlich hat München da einen Größenvorteil, aber die Mentalität von hinten wirklich hart davor zu gehen, die hat uns einfach gefehlt", meinte Gästetrainer Ingo Enskat.

Bryant mit dem Double-Double

Als Enskat von einem Größenvorteil auf Bayernseite sprach, meinte an diesem Abend vor allem einen Spieler: Den 2,11m-Mann John Bryant. Der Center war nicht nur mit 19 Punkten bester Werfer, sondern mit 14 Rebounds auch einer der Hauptgründe für unglaubliche Bilanz des aktuellen Tabellendritten.

Ein Spiel, das wir gebraucht haben

 "Wir haben dieses Spiel gebraucht, nicht nur vom Ergebnis, sondern auch für das Gefühl der Spieler", fasste Trainer Svetislav Pesic das Spiel zusammen. Die Aussage des Serben zeigt, wie sehr die beiden Niederlagen zuletzt an dem alt bekannten "Mia san mia"-Gefühl genagt haben, welches die Bayern zu Beginn der Saison noch so stark gemacht hatte. Das Selbstvertrauen hat sich das Team um Coach Pesic am Samstag zumindest teilweise wieder zurückgeholt. "Vielleicht wars die 90's-Night", sagte Lucca Staiger mit einem Schmunzeln.

Tania Evans lag im Jahr 1993 mit ihrer Band Culture Beat übrigens mehrere Wochen auf Platz 1 in Deutschland. Dort wollen die Bayern am Ende dieser Saison in der Bundesliga auch wieder stehen. Für die Playoffs haben sie sich mit dem klaren Sieg gegen Crailsheim schon mal vorzeitig qualifiziert.