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Hasan Ismaik

Der Investoren-Irrtum

Autor(en): Nico Horn am Montag, 31. Juli 2017
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Quelle: pixabay

Geld regiert den Fußball: Ohne Geld keine Tore

Hasan Ismaik spielt beim TSV 1860 München verrückt. Investoren seien deshalb schlecht für den deutschen Fußball, sagen viele. Ismaik steht aber nicht stellvertretend für alle Investoren.

Vor sechs Jahren, nur eine Woche nach seinem Einstieg als Investor beim notorisch klammen TSV 1860 München, sagte Hasan Ismaik dem großen FC Barcelona den Kampf an. In zehn Jahren wolle man auf einer Stufe mit dem vierundzwanzigmaligen spanischen Meister stehen – natürlich nur, sofern alles perfekt laufe.

Gut gelaufen ist bei den Löwen seitdem wahrlich nicht viel. Zum Ende des Ismaik´schen Zehnjahresplans, könnte man zwar noch die Champions League erreichen - wenn alles perfekt läuft – aber davon träumt auch bei den Löwen keiner mehr. Die Realität heißt Regionalliga Bayern. Ismaik hatte in Folge des sportlichen Abstiegs aus der 2. Liga die für die Drittliga-Lizenz nötigen Zahlungen verweigert. Damit vereint der jordanische Investor nach Meinung vieler all die Komponenten, die gegen Investoren im Fußball spricht.

Eine valide Schlussfolgerung ist das nicht. Es ist klar: Hasan Ismaik hat so ziemlich alles falsch gemacht, was ein Investor falsch machen kann. Zuletzt hat er Forderungen gestellt, die der Verein laut Statuten der Deutschen Fußball Liga (DFL) gar nicht erfüllen kann und erpresste den Verein. Auch deshalb möchten die Mitglieder des Vereins den ungeliebten Geldgeber so schnell wie möglich loswerden. Auf der Mitgliederversammlung votierten sie dafür den Kooperationsvertrag mit Ismaik innerhalb von sechs Monaten aufzukündigen. Das ist verständlich. Von Ismaik auf alle Investoren im deutschen Fußball zu schließen nicht. Negativbeispiele findet man überall, erst recht im Fußball.

„Der Fisch stinkt vom Kopf“

Bei anderen Vereinen funktioniert das Zusammenspiel zwischen Investor und Klub prächtig – auch in Deutschland. In den letzten Jahren haben sich gar ausschließlich Mannschaften mit zahlungskräftigen Geldgebern als Liganeuling dauerhaft in der höchsten deutschen Spielklasse etabliert. Geld spielt nicht erst seit Ismaiks Erscheinen in München die Hauptrolle im Fußball, das beweisen nicht nur die großen Verbände FIFA und UEFA. Der Markt sei „komplett aus der Fassung“, bekannte kürzlich Julian Baumgartlinger, Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft, angesichts von 100-Millionen Transfers gegenüber dem Magazin 11 Freunde. Baumgartlinger hat seine Profikarriere einst bei den Münchner Löwen begonnen, ist also Experte in Bereich des „Unfassbaren“. Das ganze System Fußball ist krank, Investoren sind nur ein zwangsläufiges Syndrom der Kommerzialisierung. Wer Investoren im Fußball kritisieren möchte, muss also das große Ganze in den Blick nehmen.

Außerdem: „Drunter und Drüber“ ging es bei den Sechzigern schon weit vor dem Einstieg ismaiks. Fast seit jeher ist die Führungsriege der Löwen bekannt für Größenwahn, Inkompetenz und Egoismus. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“, stellte einst der ehemalige Geschäftsführer Stefan Ziffzer fest. Der Kopf war damals noch der Präsident, heute gibt es eben den Januskopf aus Verein und Investor. Die eine Variante ist nicht per se schlechter als die andere.

50+1 existiert nur noch auf dem Papier

Die sogenannte 50+1-Regel soll deutsche Fußballvereine eigentlich vor der feindlichen Übernahme durch Investoren schützen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL haben aber längst erkannt, dass es rechtlich kaum haltbar ist sich gegen Investoren zu sperren und um Klagen abzuwenden, mehreren Vereinen Zugeständnisse eingeräumt. Da gibt es plötzlich Werksklubs und eine Sonderbehandlung für Geldgeber, die ihren Verein seit über 20 Jahren unterstützen. Red Bull muss einfach nur als Rasenballsport Leipzig antreten und das Logo minimal – schon ist die Sache geritzt.

Faktisch existiert die „50+1-Regel“ also nur noch auf dem Papier. Hasan Ismaik bereitet dennoch momentan eine Klage gegen die Anti-Investoren-Regel vor. Der naive Milliardär möchte mehr Rechte und war davon ausgegangen, dass die in Europa einzigartige Regelung in der 4. Liga nicht gelte. Red Bull habe ja auch im Amateurbereich angefangen. Logisch, die Geldgeber wollen natürlich mitreden – sie sind schließlich keine Mäzene die ihr Geld „spenden“, sondern sehen die Vereine als Geldanlage. So gesehen hatten die Löwen einfach Pech, dass ihr Investor besonders viel Freude am Geldverbrennen hat. Deshalb hofft man bei den Löwen auf den Einstieg eines anderen Investors, Gerhard Mey, der versichert „aus Leidenschaft einsteigen“ zu wollen. So oder so: ohne potenten Geldgeber wird ein Verein wie der TSV 1860 München in Zukunft nicht mehr in die Bundesliga aufsteigen und schon gar nicht mit dem FC Barcelona konkurrieren, denn da wächst das Geld bekanntlich auf den Bäumen.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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