Rugby-WM
Der unbekannte Nationalsport
Eine Weltmeisterschaft lässt England kopfstehen, während in Deutschland von den Titelkämpfen kaum Notiz genommen wird.
Ganz England wird für über einen Monat in Ekstase versetzt und selbst die englische Fußballliga tritt in den Hintergrund.Dort läuft die achte Weltmeisterschaft im Rugby. Mehr als 82.000 Zuschauer allein beim Eröffnungsspiel im Londoner Twickenham-Stadion, insgesamt sollen bis zum Finale am 31. Oktober über zwei Millionen Zuschauer den Weg ins Stadion finden und die Weltmeisterschaft damit zur Größten jemals machen.
Deutschland ist nicht konkurrenzfähig
Der ehemalige M94.5 Sportredakteur und Rugby Spieler Jan Lüdeke kommentiert dieses Jahr zum ersten Mal die WM. Die Topfavoriten sind für ihn Titelverteidiger Neuseeland, Australien sowie Frankreich und Gastgeber England. Deutschland ist mal wieder nicht dabei. Das liegt vor allem daran, dass der Sport in Deutschland kaum wahrgenommen wird und selbst gegenüber dem, ursprünglich aus dem Rugby hervorgegangenen, American Football zurückfällt. Auch für die Zukunft sieht Lüdeke keine Besserung für Deutschlands Rugby, er sagt: „Der Abstand zu den Topnationen ist riesig.“
Die besten Spieler der Top-Nationen sind längst Profis. In Deutschland wird Rugby dagegen fast ausschließlich als Amateursport betrieben – auch das erklärt den großen Leistungsrückstand, selbst gegenüber vergleichsweise kleinen Nationen wie Tonga oder Georgien. Konkurrenzfähig ist Deutschland nur im sogenannten Siebener-Rugby, das ab kommendem Jahr wieder olympisch ist und in das seit einigen Jahren alle öffentlichen Fördergeldern fließen.
Jan Lüdeke redet nicht nur über Rugby - Er packt auch an (© Jan Lüdeke)
Nationalsport Rugby
Beliebter ist aber das traditionelle 15er-Rugby, das in vielen Ländern sogar der Nationalsport ist, beispielsweise auf den ozeanischen Inselstaaten Fidschi und Samoa. Aber auch in Europa erfreut sich der Sport mit dem ovalen Ball großer Beliebtheit, allen voran in Frankreich und Großbritannien.
Nun findet die Weltmeisterschaft in England, dem Mutterland des Rugby, statt. Schon seit Monaten fiebern die Fans dem Start entgegen. Auch Lüdeke freut sich schon tierisch: „Die Engländer lieben den Sport und das wird man auch merken.“
Die Top-Teams sind noch zu gut
Gespielt wird in vier Fünfer-Gruppen, die beiden besten jeder Gruppe qualifizieren sich fürs Viertelfinale. Große Überraschungen werden allerdings nicht erwartet, dafür sind die Topnationen zu gut. Einen Geheimtipp hat Lüdeke dennoch: „Die Argentinier sind für mich ein bisschen der Geheimfavorit, die haben sich wahnsinnig gut entwickelt.“
Sollte am Ende tatsächlich England gewinnen, würde Fußball wohl noch ein bisschen länger im zweiten Glied bleiben. Aber wenigstens hätten die Engländer mal wieder was zu feiern, da hat der Fußball in letzter Zeit ja wenig Anlass zu gegeben.