Mit dem Hand-Bike durch die Alpen
Im Handumdrehen
Felix Brunner sitzt seit vier Jahren im Rollstuhl. Trotzdem hat er jetzt die Alpen überquert.
Felix Brunner sitzt seit vier Jahren im Rollstuhl. Trotzdem hat er jetzt die Alpen überquert.
Für einen Moment scheint es, als stecke Felix Brunner fest. Eigentlich möchte der 24-Jährige über seine Alpenüberquerung sprechen. Doch im Café Zoozie'z mit den hohen Decken und ausladenden Lampenschirmen stehen die Tische zu nah zusammen. Die Konsequenz: Der Allgäuer verkeilt sich mit seinem Rollstuhl.
Ein folgenreicher Unfall
Alpenüberquerung? Rollstuhl? Alles beginnt im Januar 2009. Der damals 19-Jährige stürzt auf dem Rückweg von einer Klettertour in den Tiroler Alpen 30 Meter tief in ein Flussbett. Im Krankenhaus glauben die Ärzte nicht an seine Genesung. Doch Felix Brunner kämpft sich durch: Acht Monate künstliches Koma, ein weiteres halbes Jahr auf der Intensivstation. „Ich habe ungefähr 800 Blutkonserven gebraucht und wurde bis heute 60 Mal operiert“, sagt Brunner. Er klingt vollkommen gefasst.
24 Jahre ist er heute alt. Und hat sich sein neues Leben Schritt für Schritt eingerichtet. Sein Geld verdient er inzwischen als Motivationstrainer. In Schulen und Kliniken erzählt er seine unglaubliche Geschichte. Wie er sich das erste Mal im Bett aufrichten konnte, die ersten Ausflüge in seinem Rollstuhl machte. Und wie er zu seiner alten Leidenschaft zurückkehrte: Dem Sport.
Brunners neuer Sport: Das Hand-Biken
Was früher das Klettern für ihn war, ist heute das Hand-Biken. Dabei treibt er sein Rad mit der reinen Kraft seiner Arme an. Im Handumdrehen kommt die fantastische Idee: Eine Alpenüberquerung soll es sein. „Am Anfang war es nur eine Schnapsidee, aber die hat mich seit letztem Jahr nicht mehr losgelassen“, erklärt Brunner und lacht. Und so hat er das Vorhaben durchgezogen, als wäre es keine große Sache. 12.000 Höhenmeter, 480 Kilometer Strecke, neun Tage lang. Bei Sonne und Regen. Aber was hat ihn angetrieben?
Zweite Chance durch Blutspenden
Ein fester Ruck an den Rädern – und schon sind Felix Brunner und sein Rollstuhl wieder frei. Der Vortrag kann beginnen. Ohne Scheu sieht der Allgäuer den Menschen entgegen. Er trägt ein blaues Hemd, hinter den quadratischen Gläsern seiner Brille glitzern dunkle Augen. „Ich habe bei meinem Sturz vier Liter Blut verloren. Normalerweise überlebt ein Mensch das nicht.“ Die Schlichtheit dieser Worte ist erschütternd. Und verdeutlicht trotzdem, was Brunner antreibt. 800 Blutkonserven für ein neues Leben. Seine Alpen-Tour hat der Blutspendedienst des Roten Kreuzes unterstützt. Zusammen kämpfen sie dafür, dass Unfallopfer auch in Zukunft eine zweite Chance bekommen.