FC Bayern Basketball
Im Raubkatzen-Modus
Die Bayern Basketballer stehen dank eines 82:64-Heimerfolgs gegen Frankfurt vor dem Einzug ins Playoff-Halbfinale. Der Kapitän spielt unwiderstehlich.
Frankfurts Sean Armand dribbelt den Ball aus der eigenen Hälfte heraus nach vorne. Jener Armand, der dem FC Bayern am vergangenen Dienstag noch 18 Punkte eingeschenkt und einen großen Anteil an der 69:93-Niederlage der Münchner in Frankfurt hatte. Armand wird verteidigt, eng verteidigt. Von Bryce Taylor, Kapitän der Bayern Basketballer. Jenem Taylor, der an angesprochenen Dienstag Teil der enttäuschenden Vorstellung des amtierenden deutschen Meisters war. Armands Ballvortrag wirkt sicher, abgeklärt.
Doch Taylor erkennt eine Möglichkeit, seinem Gegenüber den Ball zu klauen. Pfeilschnell, wie eine Raubkatze auf Beutejagd, springt er Richtung Ball. Taylor nutzt seine Chance, packt sich seine Beute. Der Audi Dome bebt.
Antwort à la Taylor
Es ist eine Spielszene im ersten Viertel. Eine Aktion, wie sie sinnbildlich für den Auftritt des FC Bayern und seinem Kapitän Taylor am gestrigen Donnerstag steht. „Wir mussten nach dem peinlichen Auftritt am Dienstag eine passende Antwort geben“, sagt Taylor nach dem deutlichen Sieg. Aggressiv, leidenschaftlich, konzentriert – Attribute, die der US-Amerikaner Taylor seinen Kollegen vorlebte. Von der ersten Sekunde an. Denn der FC Bayern startete furios ins erste Viertel und erarbeitete sich schnell einen zweistelligen Vorsprung.
Aber nicht die Offensive, sondern die Verteidigung sollte sich in Halbzeit 1 als bayerisches Prunkstück herausstellen: Inspiriert von Taylors Einsatz verteidigten die Münchner exzellent im Kollektiv und ließen im zweiten Viertel lediglich 10 Frankfurter Punkte zu. „Wir haben eine ausgezeichnete erste Halbzeit gespielt“, lobte Trainer Svetislav Pesic seine Mannschaft.
Schlüsselfaktor Rebounds
18 Punkte betrug der Vorsprung der Bayern zur Pause. Nicht nur, weil die Mann-gegen-Mann-Verteidigung stimmte. Auch unter den Brettern kontrollierte – ja dominierte – der Gastgeber. 26 Rebounds griffen sich die Herren Bryant, Savanovic & Co. im ersten Durchgang, mehr als doppelt so viele wie die Gäste aus Frankfurt (12). „Rebounden ist ein Schlüsselfaktor in unserem Spiel“, erklärt Taylor. „Wenn wir uns in der Defensive den Rebound holen, können wir das Spiel schnell machen und sind ein deutlich besseres Team.“
Warum die Rebounds so entscheidend sind? Wer sich in der bisherigen Playoff-Serie (2-1 aus Bayern-Sicht) die meisten Abpraller im Spiel holte, verließ das Parkett am Ende auch als Sieger. Eine entscheidende Rolle kommt dabei auch den Guards wie Taylor zu, die ihre größeren Kollegen unterstützen: „Frankfurt geht mit allen fünf Spielern zum Offensiv-Rebound. Deswegen ist es wichtig, dass auch jeder von uns zum Rebound geht“, sagt Shooting-Guard Nihad Djedovic.
Taylor auf Schaffartziks Spuren
Besonders Kapitän Taylor setzte diese Taktik hervorragend um und holte sich dank seiner Sprungkraft sechs Rebounds. Überhaupt war Taylor DER Münchner Führungsspieler, der „Go-to-Guy“ in diesem richtungsweisenden Spiel 3. Denn als Frankfurt dank eines 11:0-Laufes Ende des dritten Viertels wieder an einem einstelligen Rückstand kratzte, schaltete Taylor wieder in den Raubkatzen-Modus. Erst knüppelhart in der Verteidigung, dann unwiderstehlich in der Offensive: Im Schlussabschnitt krönte er seine großartige Leistung mit 10 Punkten – und egalisierte damit die Punkteausbeute seines Teamkollege Heiko Schaffartzik in Spiel 1.
Spiel 4 am Sonntag
Sein Gegenüber Sean Armand traf übrigens nur einen seiner neun Wurfversuche und konnte sich – frustriert von Taylors intensiver Spielweise – nur mit Fouls helfen, bis das Spiel für ihn im letzten Viertel gelaufen war. „Man konnte heute in Taylors Augen sehen, dass er sehr fokussiert war. Er hat sich die Rebounds geholt und durch seine starke Verteidigung Selbstvertrauen für die Offensive getankt“, würdigte Svetislav Pesic die Leistung seines Kapitäns, der neben 23 Punkte und 6 Rebounds auch 3 Steals und 2 Assists zum bayerischen Erfolg beisteuert.
Ein Erfolg, den der FC Bayern am Sonntag im vierten Spiel der „Best-of-Five“-Serie in Frankfurt bestätigen und ins Playoff-Halbfinale einziehen will. „Wir müssen so spielen wie heute“, sagt Nihad Djedovic. Mit einem Anführer Bryce Taylor - im Raubkatzen-Modus.