Siegen um jeden Preis
Eine Studie zum Doping in Deutschland enthüllt die Machenschaften von Medizinern, Funktionären und Politikern, lässt viele Fragen aber offen.
Eine Studie zum Doping in Deutschland enthüllt die Machenschaften von Medizinern, Funktionären und Politikern, lässt viele Fragen aber offen.
"Doping in Deutschland 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation" – der Titel des Abschlussberichts einer Forschergruppe der Berliner Humboldt Universität klingt erst einmal wenig spannend. Die vom Deutschen Olympischen Sportbund 2008 initiierte und vom Bundesinsitut für Sportwissenschaft mit rund 525.000 Euro bezuschusste Arbeit enthält jedoch brisante Informationen über die Doping-Vergangenheit in der Bundesrepublik
Laut der Studie haben westdeutsche Sportler spätestens seit Beginn der siebziger Jahre systematisch und organisiert gedopt. Funktionäre und das Bundesinnemnisterium sollen dies als Geldgeber „mit begünstigt“ haben. Selbst der Fußball kommt nicht unbeschadet davon: Einigen Nationalspielern der Fußball-WM 1966 wird vorgeworfen Ephedrin zur Leistungssteigerung verwendet zu haben.
Der ehemalige Sportausschussvorsitze Peter Danckert sieht sogar kaum mehr große Unterschiede zum DDR-Doping. Einer sei, dass "Doping im Osten staatlich angeordnet war und im Westen staatlich geduldet. Jetzt sind wir sogar noch einen Schritt weiter und müssen sagen, dass es im Westen mit Steuermitteln unterstützt worden ist." Auch Politker forderten offenbar die Dopingforschung. So sind die Rollen des damaligen Bundesinnenministers Hans-Dietrich Genscher und die des jetzigen Finanzministers Wolfgang Schäuble noch ungeklärt.
Es bleibt jedoch die Frage, wer wirklich für die Dopingpraktiken verantwortlich ist. Denn im Bericht fehlen fast 700 Seiten. Etliche Passagen und Namen sind geschwärzt und Abschriften von Zeitzeugeninterviews sind herausgenommen worden. Offiziell geschah dies aus datenschutzrechtlichen Gründen, jedoch zweifeln viele an dieser fadenscheinigen Begründung.
Die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Viola von Cramon meinte dazu: „Wir lassen uns nicht mit einer Kurzversion der Doping-Studie abspeisen.“
Auch der Vorstand der Nationalen Anti Doping Agentur (Nada), Lars Mortsiefer, wünscht sich bei der Studie zu Doping in Deutschland die Namensnennung der beteiligten Ärzte und Betreuer.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband fortert nun ein Anti-Doping-Gesetz, dass bereits den Besitz von Dopingmitteln unter Strafe stellt sowie eine Verlängerung der Verjährungfrist. Diese beträgt derzeit acht Jahre.