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Tippspieler versauen die EM

Autor(en): Lukas Bergmann am Mittwoch, 22. Juni 2016
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Quelle: kicktipp.de (Screenshot)

Tippspiel ja, während des Spiels ist die App aber aus.

Deutschland ist nicht nur Fußball-Weltmeister, sondern auch Tippspiel-Meister. Insbesondere jetzt zur EM. Aber die Tippspieler nerven extrem. Ein Kommentar.

Es ist Sonntag Abend. Während ich mit ein paar Kollegen auf dem Sofa sitze und gemütlich ein Bier trinke, sprintet Schweinsteiger in Frankreich los. Ein Sprint, dem ihm ein paar Wochen vorher so wahrscheinlich niemand zugetraut hätte. Kurze Zeit später spielt Mesut Özil den Pass. "Mach ihn", rufe ich, springe auf und verschütte fast mein Bier. Schweinsteiger macht ihn.

2:0 für Deutschland in einer Zitterpartie gegen die Ukraine, die spannender war als es mir eigentlich lieb war. In diesem Moment fühle ich mich zurück erinnert an den Sommer 2014, in dem ich das ein oder andere mal so jubeln durfte wie nach diesem Tor von Schweinsteiger und das natürlich am liebsten Arm in Arm mit Freunden. Ich drehe mich um und will mit meinem Kumpel abklatschen, doch der hat sich schon wieder hingesetzt und starrt auf sein Handy. "Musste das sein", knurrt er, "warum habe ich nur 1:0 getippt?"

Abwehrbollwerk zum Zungeschnalzen

Vielleicht habe ich es vorher noch nie so stark wahrgenommen, aber spätestens bei dieser EM hat der Tippspiel-Hype überhand genommen. Jeder ist in irgendeiner Tipprunde, viele sogar in mehreren. Da ist die Tippgemeinschaft in der Arbeit, die mit Freunden und die von dem Typen in der U-Bahn, der einen neulich gefragt hat, ob man nicht bei seinem Tippspiel mitmachen möchte. Da kann der Vollbluttipper auch Fan von Polens Abwehrriegel-Mauer-Fußball werden. Genau dann, wenn er sich vorab für den Risiko-Unentschieden-Tipp entschieden hat. Dass Deutschland damit noch ums Weiterkommen bangen muss, ist ja egal.

Jetzt werden viele sagen: „Hey was hat dieser Typ gegen Tippspiele, die sind doch eine super Sache“. Ja, Tippspiele sind tatsächlich eine tolle Sache. Auch ich spiele bei einer Tipprunde in der Arbeit mit und es macht tatsächlich verdammt viel Spaß, dem Kollegen unter die Nase zu reiben, dass er doch eh nie Ahnung von Fußball hatte. Und natürlich verstehe ich auch diejenigen, die sich nicht für jedes EM-Spiel begeistern können. Durch das Tippspiel wird für sie auch Rumänien gegen Albanien interessant. Doch an alle, die mehr Spieler als Ronaldo, Schweinsteiger und Neuer kennen: Bereitet euch Tippspiel-Schauen inzwischen mehr Vergnügen als das Spiel selbst?

Daumendrücken für Teams statt Tipps

Durch das Tippen geht Gemeinschaft verloren. Miteinander Freuen bei einem Deutschland-Tor hat für mich immer den Reiz eines großen Turniers ausgemacht. Heute hängt jeder gleich über seinem Smartphone. Nach dem Spiel mag die Tipptabellen-Analyse dann durchaus interessanter sein als das, was die Spieler in den Interviews von sich geben, aber während der 90 Minuten muss die Tippspiel-App einfach aus bleiben.

Und im Zweifel hilft es, auf die Mannschaft zu tippen, für die man die Daumen drückt. Doppelter Jubel oder nix.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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