„Der größte Gegner im Sport ist die eigene Zufriedenheit“, lautete die Botschaft von Svetislav Pesic am vergangenen Sonntag, nachdem seine Mannschaft die Bamberger „Frankenhölle“ durch einen 84:73-Erfolg zum Schweigen gebracht hatte. Pesic’ Worte klangen damals wie eine Warnung. Zwei Tage später sollte er seine Worte wiederholen, allerdings mit einer Ergänzung: „Wir brauchen Spannung.“ Pesic, der Dirigent an der Seitenlinie, fordert von seinen Spielern diese Fokussierung, diese vollkommene Konzentration auf das bevorstehende zweite Finalspiel (Mittwoch, 20:00 Uhr, Audi Dome) ein. „Wenn man auf der Autobahn mit 120 km/h fährt, hat man keine Spannung“, sagt Pesic. „Wenn du aber mit 180 km/h fährst, hast du diese Spannung schon.“

Ab sofort auf der linken Spur

Nur selten fuhren Pesic und seine Spieler in dieser Spielzeit mit hoher Geschwindigkeit auf der Überholspur. Schwache Auftritte gegen qualitativ unterlegene Mannschaften und zahlreiche Verletzungen von Leistungsträgern führten dazu, dass dem FC Bayern über weite Strecken nur die mittlere Spur blieb. Keine Spannung, keine Überholspur. Erst in den letzten Wochen hinterließ der amtierende Meister wieder häufiger seinen Abdruck auf jener linken Spur. Im Halbfinale gegen Berlin gelang es dem amtierenden Titelträger, trotz eines 2:1-Rückstandes die Serie noch für sich zu entscheiden. „Wir sind am Ende der Saison. Die Spannung wächst“, sagt Pesic. „Die Spieler wissen, um was es geht.“

Furioser Start von Bamberg

Der Auftaktsieg in Bamberg hat gezeigt, dass der FC Bayern sein hohes Tempo halten kann. „Die 1:0-Führung ist sehr wichtig für uns, auch für das Selbstbewusstsein der Spieler“, so Pesic. Aber rundum zufrieden war und ist der Bayern-Trainer nicht. Besonders im ersten Viertel sah er seine Mannschaft eher wieder Richtung Mittelspur abdriften. „Bamberg hat 29 Punkte gemacht und 69% seiner Würfe aus dem Feld getroffen. Das darf nicht passieren“, konstatierte Pesic. Dass am Ende dennoch die  Münchner triumphierten, lag auch am einfallslosen Offensiv-Spiel der Hausherren. „Bamberg hat definitiv nicht auf seinem normalen Level gespielt“, sagt Bayerns Publikumsliebling Dusko Savanovic. „Sie werden im zweiten Spiel gegen uns noch motivierter sein.“

Erneutes Déjà-vu?

Halten die Spieler im roten Trikot die von ihrem Trainer so viel zitierte „Spannung“, können sie der Serie durch einen eigenen Erfolg und einer 2:0-Führung damit die Spannung nehmen – im Gegensatz zum Halbfinale vor zwei Jahren: Damals gewannen die Münchner ebenfalls das erste Spiel der Serie in Bamberg. Prompt schlug der damalige Meister in München zurück und es entwickelte sich eine hochklassige Serie, die Bamberg schlussendlich mit 3:2 für sich entschied. „Wir dürfen nicht noch einmal diesen Fehler machen und das zweite Spiel zuhause verlieren“, erinnert sich Marko Pesic, Geschäftsführer der FC Bayern Basketballer. „Das ist gut und wichtig zu wissen“, sagt auch Svetislav Pesic, „aber es ist keine Belastung für uns.“

Dafür stehen der Dirigent und seine Spieler auch viel zu sehr unter Spannung. Pesic ist anzumerken, dass er Spiel 2 unbedingt gewinnen will. „Wir sind erst zufrieden, wenn wir Meister sind“, sagt er. Es klingt – erneut – wie eine Warnung.