Was kommt raus, wenn es an Jugendkultur nix, aber auch gar nix gibt am Ort?

Man muss sich rumtreiben. In den Grünanlagen. Die Zeit totschlagen. Mit in Teilen der Gesellschaft argwöhnisch beäugten Beschäftigungen. Was dann kommt, ist klar: der Parkwächter und vertreibt einen. Recht und Ordnung sind wieder hergestellt. Vorerst. Denn es ist nur eine Frage der Zeit …

Was aus einer solchen Jugend mal werden soll?

Zweifelhafte Existenzen, was sonst. Die an allem und jedem zweifeln. Weil man sie ständig vertreiben muss, um seine wohlverdiente Ruhe zu haben, haben sie nichts anderes gelernt, als sich herumzutreiben und eben diese gutbürgerliche Ruhe zu stören. Zum Beispiel mit dieser feindseligen Hip-Hop-Musik. Diesem Kasperl-Gehabe, diesen Clowns-Kostümen, harlekinesk-herumkrittelnden Sprücheklopfereien. – Aber nicht hier bei uns!

Was wissen die schon vom Leben?

Nichts. Denn sie sitzen ja den ganzen Tag vor dem Computer. Bewegen sich im gesetzesfreien Raum. Schicken sich Videos und  Musik hin und her. Nehmen etwas, verändern es, verbeiten es weiter, ohne Scham. Sie sprechen vom Zitieren und von geistiger Freiheit statt von geistigem Eigentum und zitierter Freiheit. Aber so deutlich sagen sie das nie genau. Denn sie beteiligen sich nicht am öffentlichen Dasein: Kirchen, Parteien und Schützenvereine haben Nachwuchsmangel; ihren Glauben, ihre politischen Überzeugungen, ihre Zielsicherheit verbreiten sie aber lieber hintenrum, schleusen sie an den etablierten Institutionen vorbei; tauchen aus dem Informationsnebel nur kurzzeitig auf, um eine Botschaft zu hinterlassen. Und dabei scheint es sie nicht einmal zu interessieren, ob man sie hört. Sie machen es einfach. Äußern sich. Sprechen von Überzeugungen, künstlerischen Idealen, Selbstverwirklichung. – Als ob das alles so einfach wäre …

Was dagegen tun?

Die Jugend war noch nie so schlecht wie heute. Darum mein Appell: Wir brauchen mehr Jugendfreizeit- und -kultureinrichtungen. Damit so unbequeme Individuen wie Parkwächter Harlekin, die sich allen gängigen (Zu-)Ordnungen entziehen, gar nicht mehr entstehen können. Denn Menschen wie dieser verbreiten ihre Machwerke nicht nur kostenlos über dieses sog. Internet, nein: Neuerdings wollen sie mit solchen Flausen sogar Geld verdienen! Und dabei sprechen sie dann von „Liebe“ oder ähnlich Harmlosem. – Unerhört, kann man nur sagen! Wirklich unerhört!

Darum: Helfen Sie mit! Retten Sie unsere Kinder (= unsere Zukunft)! Es lohnt sich!

Spätestens dieses abschreckendes Beispiel sollte Sie überzeugen.

– Matthias Dietrich, 25.10.2010