Kreisky haben von Anfang an Videos ohne Pomp, ohne Glamour und ohne hundert Geschichten gleichzeitig erzählen zu müssen gedreht: Da genügt es, der Band drei Minuten beim artifiziellen Tischtennis in Zeitlupe zuzusehen (an den Nerven zerrende Langeweile in „Dow Jones“), oder, im Theatersaal dabei zu sein, wenn österreische Fernseh- und BühnenschauspielerInnen beim Musiker-Schauspielern schauspielernd scheitern ("Scheiße, Schauspieler"). In der Erinnerung gibt es nur ein Video, dessen Killer-Story à la Wolfgang Murnberger (Regisseur der Brenner-Krimis mit Josef Hader) tatsächlich eine Geschichte erzählt – aber auf dem ersten Album waren Kreisky mit „Wo Woman ist, da ist auch Cry“ auch noch annähernd witzig.
Die aktuellen Musikvideos passen in ihrer Trägheit dagegen viel mehr zur Weltverzweiflung der Figuren, die Franz Adrian Wenzl in seinen Texten besingt. So unerträglich einem die Protagonisten der Songs den Zerrspiegel zur eigenen Welt vor Augen halten, so grenzlustig ist das neue Video zur zweiten Single „Bitte Bitte“ aus dem Album Trouble (April 2011 bei Buback) geworden.
Die vier Bandmitglieder stecken in Strumpfhosen und zu engen Unterhemden, haben spitze Ohren aufgesetzt, sich als (Hitler-) Katzen geschminkt und stellen in diesem Outfit Videos nach, die vor einiger Zeit gnadenlos durchs Netz gegeistert sind: „jeder der a bissl wach ist kennt die original videos,das macht das video ja auch so super!*“ (Kommentar bei Youtube von looksi am 06.10.11)
Das wäre dann die einfache Beschreibung, oder einfach nur das Ausgangsmaterial. Ebenso einfach die Produktion: Kamera – Kreisky, Regie – Kreisky, Schnitt – Klaus Mitter (= Schlagzeuger von Kreisky).
Aber ähnlich banal, oder zumindest alltäglich, sind ja auch die Songs von Kreisky. Oder?
Martin Bürkl am 10. Oktober 2011