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Laut ins Auge: Amp Live - "D.H.E.A."

Waldeslust made in California

Autor(en): Matthias Kammel am Mittwoch, 3. April 2013
Quelle: © kris beltran(belTRON)

So richtig Frühling will es nicht werden. Amp Live nimmt uns aber schon mal mit in den Wald zum Frühlingsspaziergang der anderen Art. Laut ins Auge! So richtig Frühling will es nicht werden... Amp Live nimmt uns trotzdem schon mal mit in den Wald zum Frühlingsspaziergang der anderen Art.

Drogen sind etwas ganz Wunderbares. Das wissen wir alle, die wir schon mal kurz vor Ladenschluss vom Tengelmann-Filialleiter ertappt wurden, wie wir im hintersten, vom flackernden Neon-Licht kaum noch durchdrungenen Winkel des Geschäfts am Klebstoff geschnüffelt haben.

Aber es geht natürlich auch wesentlich einfacher: wie ein einziger, durch den Genuss der richtigen Pilzsorten hervorgerufener halluzinogener Trip kommt das neue Video von Amp Live daher. Ein Schelm, wer die Zeitlupe zu Beginn des Filmchens für Zufall hält...

Dilla, FlyLo und XXYYXX

Unterlegt von einem extrem smooven Beat, der irgendwo zwischen Dilla, Flying Lotus und XXYYXX changiert, lädt uns Wald-Elf Amp Live ein in sein Reich. Und vom ersten Moment an ist alles möglich: Licht und Schatten wechseln sich zwischen saftigem Moos und uralten Baumstämmen ab. Die junge Frau - erwacht sie gerade frohen Mutes zu den ersten Frühlings-Sonnenstrahlen oder doch eher aus einer unruhigen Nacht? Sie ist zweifelsohne auf der Suche... aber wonach? Eine fast schon morbide Sehnsucht steckt in jeder Faser dieses Videos.

Ein kleiner Kunstgriff in die journalistische Wundertüte Wikipedia verrät uns: DHEA ist die Vorstufe sowohl für die männlichen als auch für die weiblichen Sexualhormone. Wir bekommen eine Ahnung, was der Motor dieser Sehnsucht sein dürfte. Stets untermalen Amp Live's Klangwolken diesen amorphen Kosmos, in dem wir uns im einen Moment geborgen, im nächsten fragil und ausgeliefert fühlen. Ein Rehkitz hüpft rückwärts durch das Unterholz und macht die Verwirrung perfekt. Wahre Idylle fühlt sich anders an, hier hat uns jemand eine ordentliche Prise Salz in unsere Zuckerwatte gemischt.

Drumcomputer in Stein gemeißelt

Nach knapp zwei Minuten: der stilistische Cut. Es wird fantastisch, grelle Farben, schnelle Schnitte, Nebel, Körper verschwimmen. Arthur Schnitzler hätte seine wahre Freude daran. In einem zerklüfteten Stein: der heilige Gral der musikalischen Moderne - der Drumcomputer. Auch er ein ambivalenter Zeitgenosse, die Quelle dieses wunderschönen Sounds und zugleich der Dämon, der aufwühlende Erinnerungen hervorruft. Und deshalb zerstört werden muss. Ob dieser letzte, gewalttätige Akt die Erlösung bringt oder auf unsere Protagonistin zurückfällt? Amp Live lässt die Frage offen im Raum stehen.

Verantwortlich für das Video ist übrigens der in Los Angeles lebende Regisseur R.J. Sanchez, der ein Faible für fließende Formen und organische Bilder zu haben scheint.

Amp Live's Sound und dieses Video: ein Mittel, welches bekanntlich auf die Fröhlichkeit eine hervorragende Wirkung ausübt, um mit Nikolaj Gogol zu sprechen.


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