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Laut ins Auge: Alex Calder - "Light Leave Your Eyes"

Zeitreisen aus Edmonton

Autor(en): Andrea Topinka am Montag, 21. Januar 2013
Quelle: Captured Tracks / Ellery Lane

Alex Calder

Vor kurzem noch als Frau in „Only You" von Mac DeMarco unterwegs schwelgt Alex Calder nun im eigenen Video in fremden Erinnerungen. Laut ins Auge! Vor kurzem noch als „Frau" in „Only You" von Mac DeMarco unterwegs schwelgt Alex Calder nun im eigenen Video in fremden Erinnerungen.

Wenn Trekkies auf Nonnen und auf Kung-Fu-kämpfende Schnauzbarträger treffen, möchte man eigentlich nicht im selben Raum stehen. Natürlich könnte es sich dabei um eine vorgezogene Faschingsparty handeln mit einem 70er Kult- / Trash-Thema, aber deswegen wäre es nicht wirklich begehrenswerter. Oder aber ihr schaut euch diese Szene gerade im Video von Alex Calder an. In dem Fall wirken diese Kostümausrutscher zunächst bei Weitem nicht so gruselig wie Calder selbst. Im Video zu „Light Leave Your Eyes" sitzt der Musiker auf einer Couch, betrachtet vielleicht alte Aufnahmen seiner Eltern, die darin mit spitzen Ohren oder Jogging-Anzug unterwegs sind und grinst vor sich hin. Mit nacktem Oberkörper, Dosenbier und Zigarette räkelt er sich einsam durch den dimm-beleuchteten Raum. Man erwartet irgendwie nur den kompletten Aussetzer á la Jake Gyllenhaal in „Time To Dance" von The Shoes. Calder aber braucht keinen Grusel-Schocker, sondern schwelgt harmlos weiter in Erinnerungen, die er nur aus Erzählungen seiner Eltern kennt.

Die flimmernden Aufnahmen der Kostümparty verdecken aber nicht ohne Grund den Blick auf den jungen Kanadier. Wüsste man es nicht besser, Calders sanft-schwirrende Harmonien und sein träumerischer Gesang hätten den Original-Soundtrack für diesen Tag in den 70ern liefern können. An dieser Stelle mag der eine oder andere vielleicht an das letzte Jahr zurückdenken, sogar an dessen Heimatstadt Edmonton. Denn dann landet man auch schon beim nächsten Kanadier in den frühen Zwanzigern, der sich ebenso für Gitarrenklänge aus den 70ern begeistern kann: der übereifrige Mac DeMarco, der 2012 gleich mit zwei Alben am Start war.

In Edmonton ist mehr los als man denkt.

Bei so viel Ähnlichkeit handelt es sich natürlich um keinen Zufall: Noch vor zwei Jahren arbeiteten die beiden zusammen in ihrer Band Makeout Videotape. Doch nicht nur das haben Mac DeMarco und Alex Calder gemeinsam, sondern auch die Vorliebe für ausgefallene Videos, wie jeder weiß, der DeMarcos 1700-irgendwas-Clip zu „Dreamin" gesehen hat. Ganz so weit greift Alex Calder nicht in der Kostümkiste zurück. Seine Faszination für Zeit spiegelt sich auch im Titel seiner kommenden EP wider, die er nämlich genauso nennt: „Time". Sobald ihr euch an „Light Leave Your Eyes" satt gesehen habt, könnt ihr euch schon mal einen Vorab-Download holen: „Suki And Me".

Wenn Alex Calder, Mac DeMarco und ihre Kollegen (z.B. Sean Nicholas Savage) dieses Jahr fortsetzen, was sie in den letzten begonnen haben, dürfte sich ihre Heimatstadt Edmonton auch bald mal einen besseren Spitznamen zulegen. Bisher lautet der nämlich Deadmonton, die Stadt der Langeweile (oder manchmal auch die Stadt mit der höchsten Mordrate Kanadas).  Bei einer solchen Vielzahl an aufstrebenden Künstlern muss sich das als Lüge erweisen. Oder in einem neuen Sinn interpretiert werden: Deadmonton, die Stadt, in der die Zeit musikalisch still steht.
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