Wie Biomarking Leben retten kann: Neues vom 13. Human Proteome Organization World Congress
Auf der Spur der nächsten Seuche
Wie Mikrobiologen Infektionskrankheiten erkennen und gegen sie vorgehen wollen. Ein Bericht vom HUPO-Kongress in Madrid.
Wie Mikrobiologen Infektionskrankheiten erkennen und gegen sie vorgehen wollen. Ein Bericht vom HUPO-Kongress in Madrid.
1400 Experten, 50 Länder und ein großes Thema: Proteomik - eine noch junge Disziplin der Mikrobiologie. Hier auf dem Human Proteome Organization World Congress in Madrid tauschen sich die Experten vier Tage lang aus. Die HUPO ist eine internationale Vereinigung aus verschiedenen Institutionen und Forschungsgruppen. „Die Organisation bemüht sich um das Verständnis des menschlichen Proteoms, also die Gesamtheit aller Proteine, die für die meisten unserer Körperfunktionen zuständig sind", erklärt Fernando Corrales. Er kommt von der Universität Navarra und ist hier Beisitzer und Mitorganosator. "Das ist äußerst wichtig für die Erforschung der Funktionen unserer Organe oder dazu, das Fortschreiten von Krankheiten zu ergründen.“
Was sind Biomarker?
Auf der diesjährigen Konferenz liegt ein besonderer Schwerpunkt auf Infektionskrankheiten. Denn nicht erst seit der drohenden Ebola-Pandemie beschäftigt sich die Forschung intensiv mit der Frage, wie man drohende Seuchen früh erkennen und bekämpfen kann. Dabei fällt immer wieder ein Stichwort: Biomarking. Im klinischen Alltag werden schon heute Proteine radioaktiv oder durch Lichtimpulse angeregt und dadurch markiert. So können zum Beispiel fehlerhafte Aggregationen von Proteinen bei Parkinson oder Alzheimer sichtbar gemacht werden. Beim Biomarking aber wird nichts markiert. Der Begriff verwirrt – vielmehr wird ein Protein zum Indikator einer Krankheit erklärt. Das Protein Serum albumin kommt in einem gesunden Körper beispielsweise sehr häufig vor. Wird durch ein Blutbild ein Mangel davon erkannt, wird der Eiweißstoff zum Biomarker für ein Problem mit der Leber.
Was tun Biomarker?
Viele Forscher gehen davon aus, dass Biomarking bei der Diagnose von Krankheiten wie Ebola eine große Hilfe sein kann. „Ich bin fest davon überzeugt, weil man die Möglichkeit hat, Proteine als Biomarker zu erkennen und damit Krankheiten zu diagnostizieren", sagt Lorenza Putignani, Expertin für Parasitologie und Metagonomik in einer Kinderklinik in Rom. Das funktioniert so, dass man Proteine filtert und kategorisiert, um herauszufinden, welche mit einer höheren Anzahl ausgeschüttet werden.“ Anschließend können diese Proteine isoliert, mit einem Enzym zerlegt und dadurch genauer bestimmt werden. Das passiert auch täglich in unserem Magen.
Wo wird Biomarking eingesetzt?
Noch ist Biomarking in der Virusforschung nicht reif für die Klinik. Kein Grippepatient wird bei einem Krankenhausbesuch eine Biomarking-Untersuchung bekommen. An der Uniklinik der Harvard Medical School in Boston wird die Methode aber in einem anderen Bereich schon angewendet: Bei der Diagnose von Blinddarmentzündungen. Noch immer werden viele Blinddarm-OPs durchgeführt, obwohl der Wurmfortsatz völlig gesund ist. Forscher haben deshalb einen unkomplizierten Urintest entwickelt. In der Urinprobe wird nach einem bestimmten Protein gesucht, das nur bei Blinddarmentzündungen in sehr hoher Menge zu finden ist.
Wie sieht die Zukunft aus?
Vor allem bei der Bekämpfung von Viren wäre Biomarking in der Praxis gefragt. Das Ziel: Schnelle, stichhaltige Tests auf Krankheiten, noch bevor Symptome auftreten. Erkrankte könnten durch Massenscreenings bereits am Flughafen erkannt, isoliert und behandelt werden. „Mein Wunsch ist, dass in Zukunft das Wissen, das von der Proteomik kommt, mit dem Wissen über die Gene und die Stoffwechseleigenschaften der Zelle verbunden werden kann", sagt Lorenza Putignani. "Um eine neue Herangehensweise an Krankheiten zu entwickeln. Das ist die Zukunft der Medizin. In der Kinderheilkunde, wie auch im Allgemeinen."