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Oskar Sala nutzte das Trautonium als "Urzeit-Synthesizer"

Beats von 1930

Quelle: © jochenWolters

„Das Trautonium kann klingen wie eine Geige, eine Oboe oder wie ein Vogel. Es kann eigentlich fast alles...“ „Das Trautonium kann klingen wie eine Geige, eine Oboe oder wie ein Vogel. Es kann eigentlich fast alles,“ schwärmt Silke Berdux, die Kuratorin der Musikinstrumentensammlung im Deutschen Museum.

Der Synthesizer erlebt gerade sein großes Revival. Aber elektronische Musik gab es auch schon 1930. Die kam aus einem Gerät, das sich Mixtur-Trautonium nennt. Ein Exemplar dieses „Urzeit-Synthesizers“ steht auch in München: In der Musiksammlung des Deutschen Museums.

Musik oder Physik?

Der Ausstellungsraum ähnelt eher einer technischen Schaltzentrale, aber tatsächlich handelt es sich bei allen Apparaten von Musikautomaten bis Elektrophonen um alte Musikinstrumente. Silke Berdux erklärt die Funktionsweise des Mixtur-Trautoniums: "Das Trautonium hat ein sehr eigenartiges 'Spiel-Interface'. Es hat keine Tastatur, sondern eine Metallschiene und über die wird eine Saite gespannt, die mit Widerstandsdraht umwickelt ist. Wenn man diese Saite auf die Metallschiene drückt, wird ein Stromkreis geschlossen und dann wird ein Klang erzeugt, mit Röhren, die sich im Instrument befinden."

Friedrich Trautwein - der Vater des Trautoniums

Erfunden hat das sonderbare Gerät Friedrich Trautwein schon vor 1930. Der Musiker und Physiker Oskar Sala hat es mit ihm weiterentwickelt. Da das Instrument keine Tasten hat, kann man ohne Abstufungen alle Tonhöhen spielen. Nicht nur ein klassisches Glissando gelingt damit. Oskar Sala entlockte dem Trautonium sogar die Geräusche eines Vogelschwarms. Diese Laute stellen wohl auch das bekannteste Werk von Oskar Sala dar: Die Vogelschreie, die in Alfred Hitchcocks Grusel-Klassiker Die Vögel den Zuschauern Angst einjagen, spielte Oskar Sala auf diesem frühen Synthesizer.

Selbstbauen oder Zuhören?


Alfred Sala sagte einst: „Wer ein Trautonium haben will, muss sich eines bauen.“ Kein einfaches Unterfangen. Sala war nämlich fast der einzige, der wirklich mit dem Trautonium umgehen konnte. Damit sein Werk nicht verloren geht, wurden alle 2.000 Bänder, die im Archiv des Deutschen Museums lagern, digitalisiert. Zusätzlich zur Audiodigitalisierung wurden die Bänder gefilmt. Laut Silke Berdux ist diese doppelte Archivierung auch sinnvoll: „Herr Sala hat mit den Bändern wildeste Dinge getrieben. Er hat geklebt, beschriftet, die Schichtseite umgedreht und Sachen aufgeklebt. Er hat zutiefst mit der Materialität der Tonbänder gearbeitet. Wenn man eine normale Digitalisierung gemacht hätte, wäre das alles weg gewesen.“

Durch Audiodigitalisierung und Filmen bleibt das Schaffen von Oskar Sala am Trautonium für die Nachwelt erhalten. So können auch in Zukunft interessierte Elektro-Fans den Anfängen dieser Musikrichtung lauschen.

Bildquelle: jochenWolters (flickr.com) unter CC BY-NC-ND 2.0
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