Betrunken ohne zu trinken?
Eyeballing, Slimming und Alcohol smoking sind extreme, gefährliche und relativ neue Methoden, um sich zu berauschen.
Eyeballing, Slimming und Alcohol smoking sind extreme, gefährliche und relativ neue Methoden, um sich zu berauschen.
Schlauchtrinken, Flunkyball, Massenrennen, Beerpong, Stiefeltrinken, Kastenlauf, Saufmaschine, Dosenstechen... die Arten, wie man sich möglichst schnell betrinken kann, sind vielfältig und die meisten Methoden hat man schon mal irgendwo gehört. Doch aus Amerika und Großbritannien schwappen seit einiger Zeit neue, extreme Trends nach Europa über: Eyeballing, Slimming und Alcohol smoking. Diese haben alle gemeinsam, dass man versucht, sich mit Alkohol zu berauschen, ohne ihn trinken zu müssen. Mit Hilfe von Prof. Dr. Florian Eyer, Leiter der toxikologischen Abteilung im Klinikum rechts der Isar, klären wir über die drei bekanntesten Varianten auf.
Eyeballing
Dieser Trend stammt aus Großbritannien. Man setzt dafür alkoholische Getränke wie Vodka oder noch härtere Spirituosen direkt auf den Augapfel. Prof. Eyer erklärt: „Die Augenschleimhäute sind relativ gut durchblutet und fein beädert und der Alkohol kann dort tatsächlich relativ rasch aufgenommen werden." Er ist sich aber nicht sicher, ob das für einen Rausch ausreicht. Außerdem sei diese Form der Alkoholaufnahme sehr schädlich für das Auge, besonders für die Schleimhäute. Folgeschäden können zum Beispiel Augentränen, Bindehautverletzungen, Hornhautvernarbungen und bei Applikation über längeren Zeitraum sogar dauerhafte Sehprobleme sein.
Slimming
Diese Methode hat wohl die meisten Schlagzeilen gemacht. Beim Slimming tränkt man ein Tampon in hochprozentigem Alkohol und führt es anschließend vaginal oder rektal ein. „Die Idee dahinter ist, dass die rektale und vaginale Schleimhaut natürlich hervorragend durchblutet ist und dadurch, so wie eben z.B. auch bestimmte Medikamente über diese Schleimhaut besonders schnell aufgenommen werden, auch der Alkohol rasch aufgenommen wird.“, so Prof. Eyer. Er sagt, dass eine kurzfristige, schnelle Wahrnehmung einer Alkoholwirkung denkbar ist. Ein richtiger Rausch davon sei aber sehr unwahrscheinlich. Ein kleines Rechenbeispiel: Ein in Schnaps getränktes Tampon enthält ungefähr 5g reinen Alkohol. Laut Windmarkscher Formel zur Berechnung der Blutalkoholkonzentration entspricht das bei einer 15-jährigen 50kg schweren Frau nur etwa 0,15 Promille. Außerdem muss man auch bei dieser Form der Alkoholaufnahme mit gesundheitlichen Gefahren rechnen, zum Beispiel mit Schleimhautreizungen.
Alcohol smoking
Hierzu kursiert ein Video auf Youtube: ein Amerikaner gibt Alkohol in eine Plastikflasche, verschließt sie mit einem Korken und pumpt sie mit einer Fahrradpumpe auf. Danach nimmt er den Korken wieder raus und es entsteht ein Dunst in der Flasche. Den atmet er ein. Prof. Eyer erläutert den Vorgang: „Im Prinzip ist das eine Vaporisierung von Alkohol, also eine Zerstäubung in feinste Tröpfchen, die man dann theoretisch natürlich inhalieren kann. Und auch die Lunge ist ein Organ mit einer sehr, sehr großen Oberfläche und hervorragend durchblutet. Auch hierüber können Medikamente und Substanzen rasch aufgenommen werden. Es ist denkbar, dass es funktioniert.“ Allerdings müsste man auch das Alcohol smoking korrekt durchführen und sehr oft wiederholen, um eine berauschende Wirkung zu erzielen. Sind die erzeugten Tröpfchen zu groß, kann es auch hier zu Schleimhautreizungen und im Extremfall zu Asthma-Anfällen kommen.
Vermeintliche Gründe
Warum macht man das überhaupt? Gerüchte, dass man dann im Atem keinen Alkohol mehr nachweisen kann, sind genauso falsch, wie dass man den Brechreiz umgehen kann, meint Prof. Eyer. Er vermutet, dass die Jugendlichen den Geschmack von Alkohol nicht mögen und so versuchen, ihn zu umgehen. Außerdem ist es immer noch ein Trend, sich möglichst schnell berauschen zu wollen. In München selbst sind die drei vorgestellten Methoden bisher allerdings noch kein vorherrschendes Thema. Insgesamt möchte Prof. Eyer vor diesen Methoden und generell vor dem überzogenen Konsum von Alkohol warnen.
Alles in allem also viel Aufwand, viele Risiken und wenig Wirkung.