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Sprachgen Foxp2

Das Schweigen der Schimpansen

Autor(en): Gregor Schmalzried am Montag, 20. Juli 2015
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Quelle: © Matt Brittaine(Matt Brittaine)

Der Mensch ist das einzige bekannte Lebewesen, das spricht. Wieso?

Delphine, Schimpansen, Hunde… Der Planet Erde hat einige Arten hervorgebracht, die man mit Fug und Recht als intelligent bezeichnen könnte. Trotzdem betrachten wir Menschen uns gerne als die Spitze dieser Rangliste. Aber können wir uns da wirklich sicher sein? Einen Hinweis scheint es zu geben: Kein Tier außer dem Menschen beherrscht das Sprechen. Das verwundert. Schimpansen beispielsweise sind nicht nur intelligent genug, um Zeichensprache erlernen zu können, sie besitzen auch einen anatomischen Sprechapparat, mit dem sie theoretisch problemlos komplexe Laute hervorbringen könnten. Warum aber schweigen unsere behaarten Verwandten so beharrlich oder nutzen ihre Münder nur für sehr einfache Laute?

Das Sprachgen

Im Moment hat die Forschung hier vor allem eine Erklärung im Blick: Das Protein FOXP2. Dieses musste seit seiner Entdeckung vor 15 Jahren eine enorme Anzahl von Studien über sich ergehen lassen. Bekannt ist es auch als „Sprachgen“, denn schon früh haben Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem Gen und dem Spracherwerb beim Menschen festgestellt. Allerdings ist FOXP2 nur eines von vielen Genen, die notwendig sind, um Sprechen zu lernen. Und wir Menschen besitzen es nicht einmal exklusiv. „FOXP2 kommt in allen Säugetieren vor“, sagt Wolfgang Enard, Inhaber des Lehrstuhls für Anthropologie und Humanbiologie an der LMU. „Auch bei Schimpansen.“

Schlaue Mäuse

Dass Schimpansen im Gegensatz zum Menschen nie mit dem Sprechen begonnen haben, lässt darauf schließen, dass sich in der menschlichen Evolution unsere Gene irgendwann unterschiedlich entwickelt haben. FOXP2 ist bei uns etwas anders aufgebaut ist als bei unseren Artverwandten. Wolfgang Enard und sein Team haben in Versuchen Mäuse mit der menschlichen, getunten Version von FOXP2 gezüchtet. „Wir haben Beispiel herausgefunden, dass die Mäuse bei bestimmten Aufgaben schneller lernen und Assoziationen bilden können“, so der Forscher. „Die menschliche Variante des FOXP2-Gens erleichtert es, statistisch zu lernen.“

Der Mensch ist das klügste Tier - noch

Das Sprachgen besitzt also nicht nur der Mensch, er kann es lediglich als Einziger als solches benutzen. Dank FOXP2 können schon Kleinkinder die komplizierten Bewegungen mit Mund und Zunge durchführen, die fürs Sprechen nötig sind - eine Herausforderung, an der selbst der schlaueste Schimpanse verzweifelt. Zumindest so lange niemand auf die Idee kommt, ihnen ein menschliches Gen unterzuschieben. Ein Planet der Affen scheint dann plötzlich gar nicht mehr so unrealistisch.

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