Demenzerkrankung
Ende 2012 waren etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland dement - Tendenz steigend. Ein kurzer Überblick über die Krankheit.
Ende 2012 waren etwa 1,4 Millionen Menschen in Deutschland dement - Tendenz steigend. Ein kurzer Überblick über die Krankheit.
Schaut man sich die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung an, stellt man schnell fest, dass sie nichts mehr mit der berühmten Pyramidenform zu tun hat. Mittlerweile spricht man hierzulande von einer Urnenform: eine niedrige Geburtenrate und eine hohe Zahl älterer Menschen. Das bedeutet auch, dass sich die Gesellschaft vermehrt mit Krankheiten, die typischerweise ältere Menschen betreffen auseinandersetzen muss. Hierzu zählt auch die Demenz, deren am häufigsten auftretende Form ist Alzheimer. Bis 2030 soll laut einer Studie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft die Zahl der Erkrankten um weitere 30 Prozent steigen.
Was ist Demenz?
Typische Symptome von Demenz sind Defizite in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Betroffen sind vor allem das Kurzzeitgedächtnis, das Denkvermögen, die Sprache (Aphasie), die Motorik (Apraxie), das Wiedererkennen von Gegenständen (Agnosie), das Planen und Organisieren (Dysexekutives Syndrom) und teilweise auch die Persönlichkeitsstruktur. Die Erkrankung hat nichts mit einer angeborenen Minderbegabung zu tun, sondern die Verluste treten bei bereits erworbenen Denkfähigkeiten auf. Professor Herrmann Schönauer, Leiter der Diakonie Neuendettelsau räumt zudem mit weit verbreiteten, falschen Vorstellungen der Krankheit auf: „Ein Mensch mit Demenz ist nicht automatisch ein Pflegefall, sondern Demenz kann man auch mit 30-40 Jahren schon bekommen. Und viele Menschen, die demenziell erkrankt sind, sind körperlich vollkommen gesund - somatisch gesund - aber eben desorientiert“.
Der Hauptrisikofaktor für eine Demenz bleibt trotzdem das hohe Lebensalter. Außerdem können Depressionen, Defekte des Gefäßsystems, ein beeinträchtigter Insulin-Metabolismus, ein Defekt im Glukosetransportmechanismus im Gehirn, sowie Tabakrauchen eine Rolle bei der Demenzentwicklung spielen. Als Therapie werden typischerweise Antidementiva verabreicht und Gedächtnistraining absolviert.
Betreuung von Demenzerkrankten
Eine Unterbringung in der auf die speziellen Bedürfnisse eines Dementen eingegangen wird, soll nun auch in München gebaut werden. Anfang 2014 werden in der Landsbergerstraße 118 Pflegeplätze in Wohngruppen zur Verfügung stehen. Der Kern dieser Idee ist das Leben in Hausgemeinschaften. Professor Schönauer beschreibt worauf es bei dieser Unterkunft ankommt: „Ein Mensch mit Demenz lebt in der Vergangenheit, deswegen ist es besonders wichtig, dass auch biographische Arbeit geleistet wird. Dazu gehört das ganze Umfeld, dazu gehört die Einrichtung, aber dazu gehört auch, dass der Mensch mit in die Tagesstruktur hineingenommen wird. Nicht, dass er wie in einem Pflegeheim vielleicht auf der Station sitzt und ruhig gestellt wird, sondern er ist dabei wenn man das Frühstück macht, er ist dabei beim Abwaschen, er ist dabei bei der Freizeitgestaltung, er ist dabei bei der Hausgestaltung.“
Betreuungskosten
Wegen dieser besonderen Betreuung ist so ein Wohnheimplatz aber auch mit hohen Kosten verbunden. Monatlich müssen pro Person zwischen 2700 und 3500 Euro bezahlt werden. Den Großteil davon hat die Privatperson selbst zu stemmen. Darum pflegen aktuell 80 % der Angehörigen ihre erkrankten Familienmitglieder zu Hause. Für Viele ist das aber eine erhebliche, kaum zu bewältigende Belastung. Der Ausbau von speziellen Einrichtungen für Demenzkranke wäre deshalb sehr wichtig. Durch die besondere Betreuung kann nämlich teilweise das Fortschreiten der Krankheit auch verlangsamt werden, so der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt München Jürgen Salzhuber.