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Die Shitstorm-Welle

Autor(en): Gregor Schmalzried am Dienstag, 11. März 2014
Quelle: © John(Sheba_Also)

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Experte Tim Ebner erklärt die Hintergründe eines Shitstorms am konkreten Beispiel eines Tierquälers.

Auf Facebook tobt seit einigen Tagen ein gewaltiger Shitstorm. Ziel davon: Ein 20-jähriger Mann aus Rheinland-Pfalz, der in einem Video zu sehen ist, wie er einem Welpen mit der Faust ins Gesicht schlägt. Das Video ist bereits einige Wochen alt und die Polizei hat sich bereits um den Mann und den Hund gekümmert, dennoch wurden Name und Adresse des Tierquälers ins Internet gestellt und zu Morddrohungen und Selbstjustiz aufgefordert.

Tim Ebner ist Experte für Shitstorms und sieht Phänomene wie diese extrem kritisch. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wie kommt es zu so einem Shitstorm?
Die Ursache für einen Shitstorm ist eigentlich immer die, dass ein Werteverstoß vorgelegen hat, der für viele Leute wichtig ist, wie zum Beispiel eine Verletzung des Tierschutzes. Es ist auch in gewissem Maße vergleichbar mit der Misshandlung Schutzbefohlener, wenn ein Welpe, der ja eigentlich schutzwürdig ist, geschlagen wird. Die zweite Ursache ist die, dass das Video sich per Facebook verbreitet hat, nachdem es von der Ex-Freundin auf WhatsApp empfangen und von jemandem auf Facebook hochgeladen wurde. Das kam heraus, hat sich in den sozialen Medien verbreitet, bis sogar regionale Nachrichtenportale das Thema aufgegriffen haben und einige Tage später landete das Ganze dann beim Sat.1-Frühstücksfernsehen, was darüber ausführlich berichtet hat.

Wie entwickelt sich ein Shitstorm und wie kann er so sehr eskalieren?
Es kommt zu einer Welle von Kommentaren, erst einmal im Shitstorm-Kern, was der Angriff auf das Facebook-Profil ist. Das Profil wird virtuell besetzt und auseinandergenommen. Die ganze Shitstorm-Welle ist dann über die Grenzen des Facebook-Profils hinübergeschwappt, in Blogs, Foren und Medien, die das Thema aufgegriffen haben. Interessant sind hierbei die Inhalte. Normalerweise finden Shitstorms meistens gegen Unternehmen, Marken oder „Personenmarken“ , Politiker, Schauspieler und so weiter statt. Das hier ist aber wirklich eine Privatperson, bei der die Adresse veröffentlicht wurde und die Morddrohungen bekommen hat. Was noch besonders ist bei diesem Shitstorm, ist dass es Folgen außerhalb der digitalen Welt gab. Wie Sat.1 berichtet gab es mehrere Einbrüche in der Wohnung des Täters, wo er jetzt nicht mehr ist, weil er untergetaucht ist. Da waren dann Schlägertrupps à  40 bis 50 Mann, die die Wohnung aufgesucht, randaliert und vandaliert haben.

Wie sollte man am Besten vorgehen, wenn man in seinem Facebook-Feed auf solche Dinge stößt?
Bevor man Morddrohungen auf irgendwelche Profile postet, sollte man sich sicherlich erstmal darüber im Klaren sein, ob das überhaupt sinnvoll ist. Gut ist auch immer der Maßstab „in der Ruhe liegt die Kraft“. Natürlich liegt da ein Werteverstoß vor, der einen ziemlich verärgert, deswegen posten die Leute ja auch solche Dinge, aber man sollte gerade wenn man sich auch nicht sicher ist, ob die Meldung überhaupt stimmt, erstmal selber recherchieren, gucken, sacken lassen und schauen ob man nicht das direkte Gespräch suchen kann, bevor man das direkt öffentlich diskutieren muss. Und Selbstjustiz geht natürlich gar nicht, das ist Sache der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Dafür leben wir in einem Rechtsstaat.

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