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Elektromobilität

Die zögerliche Revolution

Autor(en): Annina Mitterreiter am Sonntag, 20. März 2016
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Quelle: Annina Mitterreiter, M94.5

E-Auto und Windrad: Zukunft von heute?

Elektroautos sollen die Zukunft bestimmen, doch von einem Durchbruch ist noch wenig zu spüren. Das soll sich endlich ändern. 

Nicht einmal 30.000 Elektroautos sind momentan in Deutschland unterwegs. Und das, obwohl die Bundesregierung das ehrgeizige Ziel verfolgt, bis 2020 eine Million davon auf die Straße zu bringen. Es ist also erst ein verschwindend geringer Bruchteil dieser Zahl erreicht. Seit Jahren sind sich zwar alle einig, dass Elektromobilität in unserer Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Nur möchte nun mal keiner damit anfangen, diese einzuläuten.

Fehlende Infrastruktur

Johannes Betz vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TU München spricht vom „Henne-Ei-Problem“. Irgendwas müsse zu erst her: Autos oder Infrastruktur. In Deutschland habe man sich dafür entschieden, mit den Autos anzufangen. Die Infrastruktur hingegen weise noch enorme Schwachstellen auf, denn Ladestationen für Elektroautos sind immer noch eine Seltenheit. Zwar steigt ihre Anzahl in Großstädten allmählich an, genauso wie die Verfügbarkeit spezielle Parkplätze, die nur von Elektro-Flitzern besetzt werden dürfen. Wer damit aber weite Strecken Landstraße oder Autobahn fahren möchte, der könnte im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleiben.

Abhilfe schaffen sollen Hybrid-Motoren. Diese besitzen zusätzlich zum Elektromotor einen Plan B, einen normalen Verbrennungsmotor, der sich anschaltet, wenn die Batterie leer ist. Klingt raffiniert, ist für Betz aber trotzdem nur eine Übergangslösung. „Das große Problem", so sagt er, "man schleppt eigentlich einen Verbrennungsmotor mit, der für Zusatzgewicht sorgt, was die ganze Effizienz des Fahrzeugs wieder zunichtemacht. Für die Zukunft sollte es also nicht das Ziel sein, sich auf solche Fahrzeuge zu fokussieren.“ Um die Reichweite zu erhöhen, müssen stattdessen bessere Batterien her. Und die wird es auch geben, denn in dieser Hinsicht macht die Forschung rasche Fortschritte.

Umweltschutz ist teuer

Dass die baldige Verfügbarkeit besserer Modelle und die Angst vor Wertverlust Käufer im Hier und Jetzt abschrecken könnte, hält Betz für unwahrscheinlich. Der Wertverlust sei bei einer so neuen Art Fahrzeug noch schlecht abzuschätzen. Ein Kauf würde sich in aller Regel lohnen: „Das ist wie bei allen technischen Produkten. Ein iPhone ist auch nach einem Jahr veraltet und trotzdem kaufe ich es mir wegen seiner technischen Raffinessen. Elektromobilität bringt außerdem einen gewissen grünen Lifestyle mit sich, sodass viele sagen: Das leiste ich mir.“

Genau das ist allerdings der springende Punkt. Wem es primär um einen fahrbaren Untersatz geht, der einen von A nach B bringen soll, der wird beim Kauf nicht an ein Elektroauto denken. Die aktuellen Preise liegen nämlich in ganz anderen Dimensionen als die herkömmlicher Wagen. So kostet der BMW i3 beispielsweise etwa 35.000€, 12.000€ mehr als der leistungsstärkere BMW 1er mit Verbrennungsmotor. Zusätzlich zu dem höheren Preis bezahlen Käufer eines E-Autos mit besagten Einbußen in Reichweite und Flexibilität durch das ständige Aufladen. Und das Argument der wegfallenden Benzinkosten wird zur Zeit durch niedrige Rohölpreise entkräftet.

Gemischter Ausblick

Elektro-Fahrzeuge sind also derzeit nicht massentauglich, sondern ein Luxusgut. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Prämie von 5.000€ beim Kauf eines Elektrofahrzeugs ist ein erster Schritt, um das zu ändern. Zwar machen sie den Braten nicht fett, liefern aber wenigstens einen Anstoß in die richtige Richtung. Denn viel zu oft ist Umweltbewusstsein eine Frage des Geldbeutels.

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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