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Astro-Alex

Ein Traum vom All

Autor(en): Annina Mitterreiter am Samstag, 25. April 2015
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Quelle: Radio M94.5

M94.5 trifft den Astronauten Alexander Gerst

Astronaut Alexander Gerst lässt seine Mission auf der ISS im Interview Revue passieren.

Seit November 2014 ist der in Künzelsau geborene Astronaut Alexander Gerst wieder zurück auf der Erde - nach einem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation. Auch wenn er während seiner Zeit im All nicht durch ein selbst gedrehtes Musikvideo auffiel, wurde der gelernte Physiker mit täglichen Tweets aus der Schwerelosigkeit schnell zu einem der bekanntesten deutschen Wissenschaftler. Als solcher war er Anfang der Woche in der TU München zu Gast und beantwortete die Fragen von M94.5.

Was war die schönste Erfahrung im All?

Erst einmal anzukommen. Ich hatte ja so viele Jahre darauf trainiert und das erste Mal in einer Rakete zu sitzen und in den Weltraum zu fliegen, das ist schon ein bisschen surreal, man glaubt es erst mal nicht. Und dann der erste Blick aus dem Fenster, das haut einen wirklich um. Das Gefühl, zu wissen, dass man jetzt da angekommen ist, wo man die ganze Zeit hinwollte, ist schon ein entspannendes Gefühl, weil man weiß: Jetzt kann nichts mehr dazwischen kommen. Und es ist wirklich toll, die Erde von oben zu sehen. 

Was für Schwierigkeiten ergeben sich da oben?

Da gibt es Einige. Es ist tatsächlich nicht einfach, dort zu arbeiten, man hat natürlich einen sehr straffen Zeitplan. Man muss sich davon verabschieden, alles immer komplett verstehen zu wollen, als Wissenschaftler ist das nicht einfach, weil man es natürlich immer möchte. Dann sind die Arbeiten selbst im Raumanzug physisch sehr anstrengend, wie einen Marathon zu laufen. Du bist zehn Stunden in diesem Anzug eingequetscht und musst gegen den Innendruck anarbeiten, das ist nicht einfach. Aber hat es Spaß gemacht, jederzeit. 

Gilt das auch für die Schwerelosigkeit?

Ja, so kleine Sachen sind immer ganz witzig. Am Anfang versucht man, sich möglichst elegant fortzubewegen. Die Kameraden, die schon Monate oben sind, können das auch und man möchte es genau so tun. Dann verfehlt man aber einen Handgriff und kracht in die nächste Wand, was relativ unelegant aussieht. Das passiert am Anfang immer mal. Aber nach ein paar Tagen gewöhnt man sich daran und nach ein paar Wochen erscheint es völlig normal. Also, in der Schwerelosigkeit zu sein ist genauso wie hier zu sein, es kommt einem nicht mehr besonders vor. Manchmal bin ich morgens in meiner Schlafkabine schwebend aufgewacht und konnte gar nicht glauben, dass ich wirklich im Weltraum war. Dann musste ich so eine große Spiegelreflexkamera direkt vor meinem Kopf für eine Weile schweben lassen, um wirklich zu verstehen, dass es kein Traum war. 

Wie war das Zurückkommen?

Hart. Man wird da schon ganz schön herumgebeutelt. Erst sprengt sich das Raumschiff in drei Teile. Davon verglühen zwei, nur der mittlere Teil hat ein Schutzschild, da saßen wir drin. Vor dem Fenster, direkt vor meinem Kopf, konnte ich glühende Metallteile vom Raumschiff wegbrennen sehen. Und dann kommt man in die Verzögerungsphase der Erdatmosphäre, wo man abgebremst wird und das fünffache seines Körpergewichts hat, wie wenn man auf der Autobahn von 200 auf 0 bremst, innerhalb von einer Sekunde. Solche Kräfte wirken auf einen ein und das mehrere Minuten lang. Es ist wirklich ein Ritt. 

Hat die Aussicht aus dem All Ihre Wahrnehmung der Erde verändert?

Definitiv. Wenn man hier aufwächst, fühlt es sich so an, als wenn die Erde unendlich wäre, die Atmosphäre unendlich groß, die Ressourcen unbegrenzt... Wenn man das von oben sieht, bemerkt man, dass es erschreckend einfach ist: Eine kleine Steinkugel mit ein bisschen Atmosphäre drumherum und alles darauf ist begrenzt und kann uns irgendwann ausgehen. Wenn wir sie nicht pfleglich behandeln, ist es irgendwann vorbei mit uns. 

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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