Orientierung mit Taststock und Nase - über die ausgeprägten Sinne von Blinden
Farben riechen
Es ist immer wieder erstaunlich: Man steht in der U-Bahn oder an der Straße und beobachtet blinde Menschen, wie sie sich wie selbstverständlich bewegen. Sie stolpern nicht, sie können sich genau orientieren und wer schon einmal eine Wegbeschreibung von einem Blinden bekommen hat, der fragt sich:
Haben Blinde einen Ersatzsinn?
Mit der Vermutung liegt man nicht ganz falsch: In wissenschaftlichen Studien wurde immer wieder festgestellt: Wer schon lange blind ist, hat seine anderen Sinne geschärft. Es wird angenommen, dass vor allem das Gehör und der Geruchssinn den Platz im Gehirn einnehmen, der eigentlich zum Sehen vorgesehen ist.
Berühmte blinde Künstler beweisen es: Ray Charles, Stevie Wonder oder Andrea Bocelli sind einzigartige Musiker und das nicht zuletzt wegen ihres ausgeprägten Hörsinns.
Marina Schweizer hat sich mit einer Frau getroffen, die mit Hilfe ihrer anderen Sinne gelernt hat, ihre 100%ige Blindheit zu großen Teilen zu kompensieren. Ina Kreil, Rentnerin aus Freising ist seit zehn Jahren blind. Als sie vor zehn Jahren wegen einer Krankheit ihr Tageslicht verlor, dachte Sie ihr Mann habe überall Wände eingezogen, weil sie überall angeeckt ist. Heute kocht sie, wäscht sie, bügelt und sie kennt sich viel besser aus als früher.Vor allem mit ihrem geschärften Gehör und ihrem ausgeprägten Tastsinn bewegt sie sich wie selbstverständlich durch die Stadt.
Bei einer Tour durch die Münchner Innenstadt hat sie gezeigt, was für Sehende unvorstellbar ist: Sie kann Farben riechen, Richtungen ertasten und sie behält ihre Orientierung im Hauptbahnhof nach den Gerüchen der Stände.