Parabene und Co.
Hormone im Shampoo?
Rund ein Drittel der täglich genutzten Pflegeprodukte enthält hormonelle Wirkstoffe. Wir erklären, warum diese Stoffe so problematisch sind.
Was ist eigentlich in der Creme, der Mascara oder dem Shampoo drin, dass wir uns jeden Tag ins Gesicht, beziehungsweise in die Haare schmieren? Ein Blick auf die Rückseite der Verpackung liefert oft wenig brauchbare Informationen über die Inhaltsstoffe. Die wenigsten wissen, was sich zum Beispiel hinter Methylisothiazolinon verbirgt. Es gibt allerdings Apps, die das Ganze erheblich vereinfachen. Dort scannt man einfach den Barcode auf den Produkten und erhält eine verständliche Liste an Inhaltsstoffen. Was auffällt: Hinter sehr langen chemischen Namen verbergen sich erstaunlich oft sogenannte hormonelle Wirkstoffe. Laut einer Studie des Bund für Umwelt- und Naturschutz enthalten rund ein Drittel der Pflegeprodukte, die wir täglich nutzen, solche hormonähnlichen Stoffe.
Parabene und ihre Wirkung
Ein Beispiel sind die Parabene. Sie hemmen in Kosmetikprodukten zum Beispiel das Bakterienwachstum und sorgen so dafür, dass unser Duschgel länger haltbar ist. Doch bei dieser Wirkung bleibt es nicht. Sobald sie nämlich über die Haut in den Körper eindringen, wirken sie unter bestimmten Umständen wie körpereigene Hormone. Das heißt, sie docken an die gleichen Rezeptoren an und können so die Hormonbildung, die Hormonwirkung oder den Stoffwechsel von Hormonen beeinträchtigen. Ähnlich wirken auch andere hormonähnliche Stoffe. Da bei Tierversuchen bewiesen wurde, dass Parabene das Hormonsystem beeinflussen, haben einige Hersteller darauf reagiert und werben mittlerweile damit, dass ihre Produkte eben keine Parabene enthalten. Das Problem dabei: Sie werden durch andere Stoffe ersetzt, die ebenfalls hormonell wirksam sind. Eine Lösung ist das nicht.
Unnötige Gefahren
Dabei kommen Pflegeprodukte sehr gut ohne diese Substanzen aus. Generell "brauchen wir diese Dinge nicht, die gehören da nicht rein," sagt Professor Köhrle von der Charité in Berlin. "Ob diese Menge, die in der Seife, im Shampoo oder im Duschgel drin ist schon schädlich ist und wirklich Gefahr bedeutet, das möchten wir nicht sagen." Dazu gibt es nämlich nicht genügend Untersuchungen an Menschen. Bei Versuchen an Tieren und Zellmodellen haben hormonelle Wirkstoffe allerdings unter anderem Nervenschäden ausgelöst. Der Bund Naturschutz bringt diese Stoffe sogar in Verbindung mit bestimmten Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs oder Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Aber Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass jeder, der sich eine Creme mit hormonellen Wirkstoffen ins Gesicht schmiert, gleich Krebs bekommt. In der Regel machen die enthaltenen Mengen noch nicht krank. Gefährlich kann es jedoch werden, wenn mehrere solche Substanzen in einem Produkt zusammenkommen.
Einen Blick wert
Wenn man sich dem hormonellen Risiko gar nicht erst aussetzen möchte, rät Professor Köhrle dazu, sich zu informieren und bestimmte Produkte einfach nicht mehr zu kaufen. Er betont, dass "wir so wenig hormonelle Wirkstoffe in den Verkehr bringen müssen, damit wir besser sehen, was sie denn eigentlich tun oder nicht tun." Es lohnt sich deswegen, vor dem Kauf einfach mal einen Blick auf die Inhaltsstoffe zu werfen oder eine App wie ToxFox oder CodeCheck zu Rate zu ziehen. Hormonell wirksame Stoffe werden dort nämlich hervorgehoben. Ziel des ganzen soll laut Professor Köhrle aber nicht sein, dass Panik ausgelöst wird. "Man sollte sich bewusst sein, dass es solche Stoffe gibt und gesunden Menschenverstand einsetzen." Für Professor Köhrle ist relativ klar, dass der Staat oder andere regulatorische Behörden da nicht rechtzeitig eingreifen werden. Die Verantwortung liegt bei den Verbrauchern, nur sie können die Kosmetikkonzerne zum Umdenken zwingen. Dass es völlig ohne Parabene und Co. funktionieren kann, zeigen beispielsweise Naturkosmetikmarken. Deren Produkte enhalten in der Regel nämlich absolut keine hormonellen Wirkstoffe.