Hypnose-Therapie
Im Bann des Halbwissens
Verrückte Gurus, willenlose Patienten: Über Hypnose kursieren immer noch viele Klischees. Was stimmt und was nicht?
"Hypnose ist doch nur Aberglaube!"
Der Einsatz von Hypnose als Heilkunst ist uralt. Die Hindus kannten sie genauso wie die alten Ägypter und Aborigines. Auch in Europa wird sie schon lange praktiziert. Doch erst seit 2006 ist Hypnose auch wissenschaftlich anerkannt. Heute setzt man sie erfolgreich bei Asthma, Phobien und Depressionen ein. Sogar am Operationstisch und im Kreißsaal kommt die Trance zum Einsatz.
Studien belegen: Patienten brauchen damit weniger Medikamente und erholen sich schneller. Auch bei alltäglicheren Problemen kann Hypnotherapie – Psychotherapie mit Hypnose – helfen. Wollen Patienten damit Gewicht verlieren oder mit dem Rauchen aufhören, beteiligen sich manche Krankenkassen sogar an den Kosten.
"Unter Hypnose ist man willenlos."
Menschen, die wie ferngesteuert Morde begehen oder aus dem Fenster springen: Dieses Hypnose-Klischee kennt man von der Kinoleinwand. Doch unter Hypnose kann man niemanden dazu bringen, etwas zu tun, was er nicht möchte, so Hypnotherapeut Stefan Passvogel. Willen- oder gar bewusstlos wird man in Trance nicht. Seine Klienten sprechen währenddessen sogar mit ihm, berichtet Passvogel – „obwohl sie sich daran später oft nicht mehr erinnern.“
Die Trance ist kein Schlaf, sondern ein tiefenentspannter Zustand. „Häufig werden Atem- und Pulsfrequenz niedriger und die Muskeln entspannen sich“, so Passvogel. Manche Patienten erröten leicht im Gesicht oder bekommen flackernde Augenlider – körperliche Anzeichen einer tiefen Ruhe.
"Wie unseriös das ist, sieht man doch schon an den Bühnenshows!"
Flackernde Lichter, esoterische Musik, selbsternannte Gurus mit zweifelhafter Ausbildung. Frauen, die steif wie Bretter werden oder Männer, die plötzlich wie Hühner mit den Flügeln schlagen: Die Bühnen- oder Showhypnose gilt oft zu recht als unseriös. Unklar bleibt, ob es sich hierbei tatsächlich um erfolgreiche Hypnose handelt: Denn oft ist der soziale Druck auf diesen Veranstaltungen wohl so stark, dass er die Teilnehmer zu den Handlungen anregt, die der Showmaster von ihnen erwartet.
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften warnt: Showhypnose stellt Menschen häufig nicht nur bloß, sondern kann für sie auch zur psychischen und physischen Belastung werden. Werden die Teilnehmer in Hypnose in unnatürlichen Posen arrangiert, können sie etwa Rückenschäden davontragen. Doch die Hypnose auf Bühnenbrettern hat mit der klinischen Hypnose, bei der Hypnotherapeuten eine ernsthafte Ausbildung durchlaufen, oft nichts gemein als den Namen.