Mehr als eine gespaltene Persönlichkeit
Schizophrenie
Schizophrenie – wir glauben zu wissen was das ist. Zwei Seelen in einer Brust. Dr. Jekyll und Mister Hyde. Und dann der hilfreiche Hinweis: Entscheid dich doch endlich. Hör einfach auf dich schizophren zu verhalten. Doch genau das kann ein wirklich schizophrener Mensch eben nicht. Die Schizophrenie ist nämlich eine Stoffwechselerkrankung des Nervensystems und hat mit einer gespaltenen Persönlichkeit rein gar nichts zu tun. Bei Schizophrenie werden Reize aus der Außenwelt nicht mehr wie gewohnt gefiltert. Betroffene wissen plötzlich nicht mehr, wie sie ihre Umgebung interpretieren können – Sie fragen sich: was hat das alles mit mir zu tun, sind die anderen für oder gegen mich? Häufig fühlen sie sich auch fremdbestimmt – daraus entsteht ein sehr ungutes Gefühl. Dass das Hinweise auf eine Krankheit sind, gilt es erst einmal zu erkennen weiß Elisabeth Friess, Oberärztin am Max Planck-Institut für Psychatrie:
„Das allerwichtigste ist – so früh wie möglich – dass irgendjemand erkennt, da ist was, da ist jemand komplett anders geworden. Zieht sich zurück, ist sehr viel misstrauischer, ist nachdenklicher, verhält sich seltsam in der Summe, weiß auch gar nicht mehr warum er sich so verhält und kann das alles nicht mehr mit Distanz sehen.“
Und dann heißt es ganz schnell zum Arzt, denn Menschen mit dieser Erkrankung müssen unbedingt medikamentös eingestellt werden. Sie bekommen dann antipsychotisch wirksame Medikamente, sogenannte Neuroleptika. Oft benötigen Sie auch eine begleitende Psychotherapie. Dann stehen die Chancen auf ein normales Leben mit der Krankheit gut und die Stimmen, die eine Vielzahl der Patienten hört, verschwinden endlich wieder. Was Ursachen für die Schizophrenie angeht, so wird noch viel geforscht. Eines ist inzwischen jedoch endlich geklärt. Elisabeth Friess:
„Das hat eine ganz klare genetische Grundlage, die sich verquickt,unglücklich manchmal mit dem, was so in prägenden Fenstern – sei es in irgendeiner Geburtsphase, in irgendeiner Entwicklungsphase, in irgendeiner späteren Kindheits- oder Jugendphase dann ein Zusammentreffen gab von Veranlagung und ungünstigem Umwelteinfluss. Und dann legt der quasi die Veranlagung frei.“
Im Vergleich zur Depression ist die Schizophrenie eher selten. Nur 1% aller Menschen leidet darunter. Betroffen sind hauptsächlich Männer – vor allem junge Männer unter dreißig. Besonders häufig kommen Cannabiskonsum und Schizophrenie zusammen. Warum das so ist erklärt Elisabeth Friess:
„Das heißt dann Cannabisinduzierte Schizophrenie, eigentlich auch irgendwie ein Unfug, weil, das Krankheitsbild war ja schon da und dann kommt halt das Cannabis so als, wenn man so will, Tüpfelchen auf dem i dazu. Oder es hat jemand ganz ganz lange Cannabis eingenommen. Und das ist eine extrem psychotrop aktive Substanz, die alles Mögliche Stoffwechselchaos im Hirn macht und wenn genau dieses Hirn dieses Stoffwechselchaos nicht verträgt, dann geht’s eben los!“
Die Betroffenen müssen lernen sich mit der Krankheit zu arrangieren – so wie andere Menschen mit Stoffwechselerkrankungen auch – zum Beispiel Diabetespatienten. Ein Problem ist dabei sicherlich auch das fehlende Wissen der Gesellschaft um dieses Krankheitsbild und die starke Stigmatisierung.