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Mit "possierlichen Blutspurenmustern", Kaffee und Sudoku durch die Nacht.

Tatort TUM

Autor(en): Maria Langlechner am Freitag, 11. November 2011
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Quelle: AStA TUM

Lange Nacht der Uni 2011

Mitten in der Nacht trifft man an der TU überraschend viele Leute. Aber nur ausnahmsweise: Zur "Langen Nacht der Uni" kommen die Studenten mit Bier und Kaffee bewaffnet, um mit völlig fachfremden Vorlesungen ihr Wissen zu erweitern. Wer nicht an der TU studiert, nimmt grundsätzlich den falschen Eingang und muss irgendwann feststellen, dass das Gebäude der Technischen Universität so seine Tücken hat. Allerdings irrt man zur „Langen Nacht der Uni“ nicht allein durch die Korridore. Auch nach Mitternacht ist noch so viel los, dass man überall auf Leidensgenossen trifft, die sich ebenfalls verlaufen haben. Gemeinsam kommt man irgendwann auf den rettenden Gedanken, einfach den Plakaten nachzulaufen. Und schon landet man da, wo die Musik spielt: Egal, ob man sich für die Erzeugung von Antimaterie interessiert, Leben in der Schwerelosigkeit oder den verschlungenen Weg eines Psychologie-Professors an seinen Lehrstuhl: Die Wissenschaft präsentiert sich nachts vielseitig und erstaunlich unterhaltsam.

Nicht alle Professoren sind gekommen, um ihr Fachgebiet möglichst witzig darzustellen. Wenn es zwischen ein und zwei Uhr nachts um Bionanotechnologie geht, fallen Begriffe wie "Ring-Oszillator" und "phase-locking". Das Publikum besteht nicht nur aus Physik- und Elektrotechnikstudenten und ist dementsprechend teilweise leicht überfordert: In dieser Stunde gibt es keinen wissenschaftlichen Schmusekurs. Einzelne Zuhörer gieren nach Komik und jubeln, als Worte wie "Fortpflanzung" und "Selbststimulation" fallen. Was schon wieder so albern ist, dass sich auch der Referent ein Grinsen nicht verkneifen kann. Und er lässt sich doch noch zu einigen Späßen hinreißen, als er mit der Rückkopplung seines Mikrofons zu kämpfen hat: "Ah! Ich interagiere mit diesen Dingern hier... Wie heißen die? Lautsprecher!"

Großes Aufsehen, Gelächter und schockierte Gesichter zugleich löst der Vortrag aus der Rechtsmedizin aus. Der Professor läuft im schwarzen Sankt-Pauli-Kapuzenpullover vor der Tafel hin und her. Den Totenkopf auf dem Pullover kann man als dezenten Hinweis verstehen, die nächste Stunde ist der Spurensuche gewidmet: Wie kann man aus Blutspurenmustern erkennen, was am Tatort passiert ist? Die Erkenntnisse prasseln nur so auf das Publikum nieder.

Der historische Abriss zur Rechtsmedizin ist kurz: "Wenn die schon tot war, wie kann die sich einen Halsschnitt gesetzt haben?" Ein Halsschnitt sei zwar garnicht so ungewöhnlich für einen Selbstmord, die Blutspuren am Tatort damals ließen aber nur den einen Schluss zu: Der Ehemann hat den Suizid seiner Frau vorgetäuscht, um mehr Zeit mit seiner jungen, hübschen Freundin verbringen zu können.

Die aktuelleren Fälle werden anhand von Tatort-Bildern dokumentiert und die Zuhörer auf die verschiedenen Arten der Blutspuren hingewiesen, über die schon mal als "possierliche Blutspurenmuster" gesprochen wird. Wer in der ersten Reihe sitzt, muss auch für Demonstrationszwecke herhalten: "Tut mir leid, Sie sind jetzt mein Opfer."

Außerdem lernt man, dass "eine Motorsäge mehr Schwung hat als eine Zahnbürste", was besonders gut an Blutspritzern abzulesen ist. Und wer physikalisch nicht bewandert ist, hat unter Umständen ziemliche Probleme beim Suizidversuch. Das Ergebnis eines solchen Beispiels: Ein Haus voll mit verschiedenartigen Blutspurenmustern und ein Delinquent, der trotz erheblicher Anstrengungen nach der Rettung durch den Notarzt seinen zuvor getöteten Lebenspartner um viele Jahre überleben wird, allerdings als verurteilter Mörder.

Sogar für's Rentenalter kann man noch einen wertvollen Tipp mitnehmen: Man sollte tunlichst darauf verzichten, seiner wesentlich jüngeren  Lebensgefährtin das Angebot zu machen, dass sie das Haus bekäme, wenn sie bis zum Tod bei einem bleibe. Der Tod kommt vielleicht früher als erwartet, mit erheblichen Einschränkungen des körperlichen Wohlbefindens.

Um das körperliche Wohlbefinden der Zuhörer kümmern sich die Organisatoren während der Langen Nacht der Uni übrigens hervorragend: Man kann sich zwischendurch immer mal wieder einen kleinen Imbiss und ein kühles Bier holen. Ab ein Uhr nachts gibt’s außerdem gratis Koffein. So beginnt der Referent um drei Uhr seine Präsentation zu Sudoku, Tomographie und einem mathematischen Rätsel mit den Worten: "Holt Euch Kaffee, es ist ein Mathematiker-Vortrag."
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