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Therapie auf Kosten der Zukunft?

Autor(en): Gregor Schmalzried am Samstag, 22. März 2014
Quelle: © Iqbal Osman(Iqbal Osman1)

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Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor der Entwicklung von gegen Antibiotika resistenten Bakterien.

Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor der Entwicklung von gegen Antibiotika resistenten Bakterien.

Antibiotika sind sichere und wirksame Arzneimittel und haben seit ihrer Einführung Millionen von Leben gerettet. Die heutige Medizin ist ohne Antibiotika kaum noch vorstellbar. Und doch sehen viele Experten bereits das Ende der Wirksamkeit dieser Substanzen. Der Grund dafür ist die rasche Resistenzentwicklung bei vielen Bakterienstämmen. So wurde die zunehmende Welle von Antibiotikaresistenzen von der Weltgesundheitsorganisation WHO zu einem der drei größten Gesundheitsproblemen der Gegenwart erklärt.

Wie kommt es zu der starken Resistenzzunahme?

Professor André Gessner, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Hygiene der Universität Regensburg, sieht dafür verschiedene Ursachen: „Es ist nicht so, dass sich bei uns Menschen in den letzten Jahren die Gene verändert haben, damit diese Resistenzen gegen Antibiotika gebildet werden können. Diese Gene waren schon immer da, doch durch den riesigen Verbrauch an Antibiotika finden gewisse Selektionsprozesse statt. So überleben schließlich immer mehr resistente Bakterien, die sich dann auch vermehren. Schuld daran ist zum einen der nicht sachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin. Dort wird leider viel zu häufig Antibiotika verschrieben, obwohl es gar nicht nötig wäre. Doch es ist nicht nur so, dass manche Ärzte bei der Verschreibung etwas leichtfertig damit umgehen, auch viele Patienten bestehen auf den Einsatz. Außerdem sorgen gerade in Krankenhäusern Hygienemängel dafür, dass es zu einer raschen Ausbreitung kommt und auch in der Landwirtschaft wird zu viel und zu sorglos Antibiotika eingesetzt.“

Dreisäulenstrategie als Lösung.

Die Lösung des Problems wird absehbar nicht in der Entwicklung neuer Antibiotika liegen. Hier sind Neuzulassungen seit längerem rückläufig, da sich viele Pharmaunternehmen aufgrund der Forschungskosten keine Rentabilität versprechen. Um ein neues Antibiotikum herzustellen müssen Summen im dreistelligen Millionenbereich aufgebracht werden. Deshalb hat Professor Gessner mit seinen Kollegen der Universität Regensburg eine Dreisäulenstrategie entworfen, um das Problem zu bekämpfen. Die erste Säule nennt sich „antibiotic stewardship“. Dabei sollen verbesserte Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika entwickelt werden. Diese umfassen unter anderem verschiedene Fortbildungen für praktizierende Ärzte, wobei ein sinnvoller und begrenzter Einsatz von Antibiotika erläutert werden soll. Die zweite Säule befasst sich mit einer konsequenteren Hygiene in Krankenhäusern. Hauptaugenmerk ist dabei die Handhygiene. Und die dritte Säule soll den Einsatz von pflanzlichen Wirkstoffen zur Behandlung von Infektionskrankheiten voranbringen.

Pflanzliche Arzneimittel: Heilmittel oder Hokuspokus?

Mit weitem Abstand häufigster Grund für das Verschreiben eines Antibiotikums sind Atemwegsinfektionen. Bei einem Großteil der Krankheitsverläufe würden pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung ausreichen. Es ist mittlerweile wissenschaftlich gut belegt, dass sich für den Patienten keine Nachteile ergeben. Trotzdem ist es immer noch eine gängige Meinung, pflanzliche Extrakte seien weniger wirksam. Dass man pflanzliche Mittel nicht unterschätzen sollte, erklärt Doktor Wolfgang Bühmann: „Wenn 100 Milligramm von der Tollkirsche für den Menschen tödlich sind, dann kann man sich doch auch gut vorstellen, dass ein Milligramm davon für ein Bakterium tödlich ist.“

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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