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"Bimbes" oder "reines Geld"
Im letzten Jahrzehnt schafften es 10.000 neue Wörter in den Duden. Darunter finden sich einige, die eine steile Karriere hingelegt haben, wie die Bezeichnung „Wutbürger“, aber auch ein Wort, dem ein ehemaliger Bundeskanzler zum Durchbruch verholfen hat. Zum Anlass des 100. Todestages von Konrad Duden wurde ein Buch herausgegeben mit 500 neuen Begriffen.
Die deutsche Sprache ist ständig in Bewegung, immer wieder kommen neue Wörter in Mode. „Wutbürger“ zum Beispiel wurde aus dem Nichts zum Wort des Jahres 2010. Andere, wie „Federbüchse“ oder „Federmäppchen“, sterben langsam aus.
Der Duden, die Wörter und ihr Weg dorthin
Die aktuelle Ausgabe des Dudens umfasst rund 135.000 Begriffe, davon sind etwa 10.000 im letzten Jahrzehnt hinzugefügt worden. Einen kleinen Ausschnitt daraus veröffentlichte der Mannheimer Dudenverlag zum 100. Todestag von Konrad Duden, der am 1. August 1911 gestorben ist. In dem Buch „Unsere Wörter des Jahrzehnts“, befinden sich auf 80 Seiten rund 500 Begriffe, die im letzten Jahrzehnt Einzug in den deutschen Sprachgebrauch gehalten haben. Um neue Wörter zu finden, ist die Redaktion des Duden ständig auf der Suche. Wenn ein noch unbekannter Begriff häufiger in verschiedenen Quellen vorkommt, werden sie zu so genannten „Aufnahmekandidaten“.
Einige Wörter brauchen aber auch...
Politische Unterstützung
„Bimbes“ - ein unbekanntes Wort aus der Pfalz. Es steht für Geld, und wurde nur in der Gaunersprache bei „schmutzigen Geschäften“ verwendet. Diesem Wort verhalf Altkanzler Helmut Kohl in den Duden, als er es in der Parteispendenaffaire benutzte. Auch Franz Müntefering kam durch den Gebrauch eines einzigen Wortes in alle Munde. Die biblische Heuschreckenplage, erinnerte ihn so sehr an das Verhalten der Finanzakteure, dass er sie kurzerhand in Heuschrecken umbenannte. Und so schaffte, der von Müntefering kreierte Neologismus „Heuschreckenkapitalismus“, den Sprung in den Duden.
Andere werden bekannt durch...
Erschreckende Hintergründe
Viele Wörter in der Politik sind entstanden durch Probleme und Auseinandersetzungen die aktuell in der Gesellschaft stattfinden. Das Wort „Ehrenmord“ ist dafür ein trauriges Beispiel. Man erfand es, nachdem ein 16-jähriges Mädchen von ihrem Bruder getötet wurde. Der Grund des Mordes sei laut ihrer Cousine die Verletzung der Familienehre gewesen.
Wie man sieht, entwickelt sich der Duden immer weiter. Aus 27.000 wurden 135.000 Wörter, aus „Gottesacker“ wurde „Friedhof“ und die „Joppe“ entwickelte sich zur „Jacke“. Dadurch wird das Vermächtnis von Konrad Duden auch zu seinem 100 Todestag noch gewahrt.