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Deutschland - ein Blick von außen

Autor(en): Tatev Mamajanyan am Mittwoch, 29. Juni 2011
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Viele ausländische junge Leute kommen nach Deutschland zum Studieren. Ich habe auch in Deutschland studiert. In der Uni hatte ich gar keine Probleme. Aber schon im alltäglichen Leben ist es mir schwer gefallen.

Ich hatte Heimweh, alles schien mir so fremd, nein, so wildfremd. Ich wollte sogar das Studium abbrechen, aber der Wunsch, eine gute Karriere zu machen war stärker als Heimweh und das Gefühl, mich als Gast zu fühlen. Leider muss ich gestehen, ich habe mich in Deutschland nie wie zu Hause gefühlt.

Im Umgang mit den deutschen Studenten war es natürlich nicht so leicht. Sie schienen mir sehr zurückhaltend. Aber das war nur ein Problem, das sich mit der Zeit löste. Vor meiner ersten Reise nach Deutschland dachte ich, die Deutschen sind sehr „kühl“, sie mögen keine Freundschaft, sie sind nicht hilfsbereit und solche Sachen. Aber meine Vorstellungen, die ich in Armenien hatte, stimmten mit der Wirklichkeit nicht zusammen. Ich würde sagen, die Deutschen sind besser als ihr Ruf. Es gibt in Deutschland sehr nette, hilfsbereite Leute. Und natürlich gibt es auch Leute, die einen nicht grüßen. Aber ich habe mehr nette Leute getroffen und kühles Verhalten nur sehr selten erlebt.

Außer mir gibt es viele ausländische Studenten, die nach Deutschland kommen und verschiedene Probleme haben. Manche brechen sogar aus unterschiedlichen Gründen ihr Studium ab. Eine fremde Sprache, ein oftmals vollkommen anderer Kulturkreis, Fragen des Arbeits- und Aufenthaltsrechtes – das raubt viel von der Zeit, die man dem Studium widmen sollte.

Das größte Problem besteht darin, dass sich die ausländischen Studierenden als Gäste fühlen. Sie haben Heimweh und suchen im fremden Land ein Stück Heimat.

Von den deutschen Kommilitonen wollen die ausländischen Studenten mehr Offenheit, Gelassenheit und "Freundschaft".

Bei Gesprächen mit Studenten aus verschiedenen Ländern hat sich herausgestellt, dass sie die meisten Schwierigkeiten mit dem Arbeits- und Aufenthaltsrecht und mit den deutschen Kommilitonen haben.

Khaliunaa aus der Mongolei über ihre Probleme während der Studienzeit in Deutschland: „Ich studiere in Deutschland seit vier Jahren und habe wirklich alles durchgemacht. Aber ich finde es ok, dass ich viel arbeiten muss, in den Behörden wegen Visumverlängerung viele bürokratischen Hürden durchgehen muss.
Aber was ich nicht Ordnung finde ist, dass unsere deutsche Kommilitonen uns keine Anerkennung hervorbringen.“
Im Umgang mit den deutschen Kommilitonen entdecken manchmal die ausländischen Studenten ihre starken und schwachen Seiten. Khaliunaa spricht über ihre Schwäche, die sie erst während des Studiums in Deutschland herausgefunden hat:

„Am Anfang meines Studiums war ich immer offen und freundlich.
Aber bei meiner Offenheit haben die deutschen Studenten große Augen gemacht. Weil ich eine Asiatin bin, durfte ich nicht bisschen durchgedreht sein.
Und meine Freundlichkeit wurde als Schwäche wahrgenommen.
Ich will von jungen dynamischen Leuten mehr Offenheit, Gelassenheit und Freundschaft.“

Die Ukrainerin Veronica darüber, wie sie sich als Ausländerin fühlt: „Als ausländische Studierende wird man oft ausgegrenzt oder als Luft behandelt. Das tut weh und irgendwann versucht man nicht mehr, sich zu "integrieren". Man will nur seine Ruhe haben und das Studium weiter machen. Über welche Integration kann die Rede sein, wenn die meisten deutschen Kommilitonen nicht mal auf die Begrüßung antworten.“

Nicht nur Ausländer in Deutschland haben Schwierigkeiten. Solche Probleme haben auch manchmal deutsche Studenten im Ausland. Anni, eine deutsche Studentin, hat in Russland studiert und hat auch Schwierigkeiten gehabt. „Aber das war nur am Anfang“, sagt sie.

Es gibt also viele Probleme, wenn man in einem fremden Land studiert; doch Ausländer können sich Hilfe suchen, zum Beispiel bei Beratungsdiensten Sie können in verschiedenen Situationen Hilfe oder sogar „ein Stück Heimat“ für die Studenten aus dem Ausland sein. In München gibt es psychotherapeutische Studentenberatungsdienste. Da nehmen sich die Berater Zeit, um mit den ausländischen Studenten in aller Ruhe über ihre Probleme in einem fremden Land zu sprechen.

Mehr Informationen darüber findet ihr unter http://www.studentenwerk-muenchen.de/beratungsnetzwerk/auslaendische-studierende/


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