Ein Maler und ein Künstler starten eine Fassadenrevolution
Enthüllt: Ein buntes Haus für München
Die Revoluzzerin unserer Kindheit, Pipi Langstrumpf, führte in vielerlei Hinsicht ein beneidenswertes Leben. Sie hatte nicht nur einen Affen als Haustier und den unbezwingbaren Mut den Erwachsenen zu widersprechen, sie wohnte auch in einem bunten Haus. So ein Haus - noch bunter als die Villa Kunterbunt - steht jetzt in Allach.
Die Revoluzzerin unserer Kindheit, Pipi Langstrumpf, führte in vielerlei Hinsicht ein beneidenswertes Leben. Sie hatte nicht nur einen Affen als Haustier und den unbezwingbaren Mut den Erwachsenen zu widersprechen, sie wohnte auch in einem bunten Haus. So ein Haus - noch bunter als die Villa Kunterbunt - steht jetzt in Allach.
Es war ein mal ein Malermeister, der lebte wie alle Münchner in einem ganz normalen Haus. Das kann man sich jetzt weiß oder grau vorstellen - vielleicht hatte es irgendeinen Pastellfarbton, von den Abgasen und Wind und Wetter leicht schmutzig. Dieser Maler heißt Franz Rebl und er beschloss irgendwann: Die Stadt muss bunter werden. Aber darf man denn eine Hausfassade einfach so knallbunt anmalen? Der Allacher Malermeister weiß, dass prinzipiell jeder sein Haus so anstreichen darf, wie er will. Das Gebäude darf nur nicht denkmalgeschützt sein und der Anstrich darf nicht als verunstaltend oder verkehrsgefährdend empfunden werden.
Also hat er sich mit einem von ihm geschätzten Künstler zusammen getan und die beiden setzten sich zum Ziel: Es soll das bunteste Haus Deutschlands werden und den Allacher Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das hatte zuvor schon in Regensburg funktioniert, auch wenn die Stadt zuerst dagegen war. Dort hatten sich die begeisterten Bürger für "ihr" buntes Haus eingesetzt und es durfte bleiben. Der Künstler Carsten Kruse bemängelt, dass Deutschland in Sachen Fassadengestaltung der gesellschaftlichen Entwicklung hinterherhinkt. Individualismus, so meint, er kann auch über extravagante Hausfassaden zum Ausdruck kommen. "Wir haben heute in jedem gesellschaftlichen Bereich den Ausdruck des individuums. Ob Sie sich ein paar bunte Schnürsenkel oder ein grasgrünes Auto kaufen - immer ist das Ausdruck des Individuums. Nur bei Fassaden geht das nicht. Diese Unantastbarkeit ist jetzt aufgehoben."
Das Haus wirkt wie eine Farborgie in grellen Tönen; von geraden Linien fehlt jede Spur. Ein überdimensionales Kunstwerk am Allacher S-Bahnhof. Die ersten Reaktionen der Passanten ergeben ein gemischtes Bild von Abscheu über Verwunderung bis hin zu Begeisterung. Ob die Stadt das Projekt toleriert oder doch als verkehrsgefährdend einstuft, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Künstler und Maler sind mit ihrer Arbeit zufrieden und zeigen sich zuversichtlich. Für sie ist klar: das ist nicht das letzte bunte Haus in einer sonst so grauen Stadt. Als nächstes wünscht sich Maler Franz Rebl einen Kunden, der ein solches buntes Haus im Zentrum der Stadt in Auftrag gibt.