The Pilgreens
Im Tuk Tuk durch China
Drei Studenten, um die halbe Welt, in einem E-Tuk Tuk. Das sind die Pilgreens. Als mitten in der Nacht plötzlich Polizisten im Zimmer stehen.
Schon seit längerem versucht die Industrie mehr auf Elektromobilität zu setzen. Doch so richtig schafft die umweltfreundliche Alternative für Autos noch nicht den Durchbruch. Der Münchner Ludwig Merz und seine französischen Komillitonen Karen Koulakian und Remy Fernandes-Dandré alias "The Pilgreens" wollen im Kleinen anfangen. Sie fahren mit ihrem grasgrünen E-Tuk Tuk von Thailand nach Frankreich und werben für saubere Energie, wie wir bereits berichtet haben.
Jeden Mittwoch telefonieren wir in der Hörbar am Nachmittag mit den Pilgreens und erfahren die unglaublichen Erlebnisse von ihrer Reise.
Im Schneckentempo durch das Reich der Mitte
Anfang August in Bangkok gestartet, sind die Pilgreens auf ihrer Tour durch am Ende 16 Länder mittlerweile im großen China angekommen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 bis 50 km/h brausen sie durch die Volksrepublik. "Wir sind langsamer unterwegs als gedacht.", verrät Ludwig. Jeden Tag legen sie etwa 250 bis 300 Kilometer zurück. "Wir fahren recht gemütlich dahin."
Der Weg ist das Ziel für die Pilgreens. Foto: The Pilgreens
Warum es nicht ganz so schnell geht, könnte natürlich auch daran liegen, dass das speziell angefertigte elektrische Tuk Tuk nicht immer zuverlässig ist.
Workout beim Schieben des Tuk Tuk's
Die drei abenteuerlustigen Männer dokumentieren ihre Reise in den sozialen Medien und inszenieren sich dabei gerne auch selbstironisch. In einem Video prahlen sie damit, China mit links hinter sich zu lassen. Ein paar Stunden später: Das Team schiebt sein Tuk Tuk eine steile Straße hinauf, insgesamt drei Kilometer bis zum nächsten Dorf.
Doch die Pilgreens treffen auf hilfsbereite Chinesen, die sie am Ende bis zum Hotel abschleppen.
Überhaupt sind die drei mit ihrem grünen Gefährt ein Publikumsmagnet, wie Ludwig erzählt: "Wir produzieren eigentlich immer einen Volksauflauf, in jedem Ort, überall wo wir anhalten. Nach wenigen Minuten stehen dutzende Menschen um unser Tuk Tuk, sodass wir kaum noch durchkommen."
Überall fällt das grüne Tuk Tuk auf. Foto: The Pilgreens
Von Maschinengewehren geweckt
Angst haben mussten die drei Studenten lediglich einmal. Tatort: Der Süden Chinas. Mitten in der Nacht werden die Jungs von Polizisten geweckt, die mit Maschinengewehren direkt im Hotelzimmer stehen. Letztlich eine harmlose Ausweiskontrolle, aber Schrecken genug, sodass sie Begegnungen mit chinesischen Polizisten danach vermieden.
Bis einmal ein Anruf aus dem Hotel kam. "Die Polizei wartet auf euch, die wollen eure Ausweise sehen", zitiert Ludwig den Anrufer. Als sie dann dort angekommen waren, warteten die Beamten in der Lobby, standen auf und sagten: "Willkommen in unserer Stadt, wir stehen zu eurer Verfügung. Hier ist unsere Nummer, wenn ihr irgendwelche Probleme oder Fragen habt." Vielleicht die Versöhnung mit der chinesischen Polizei.
Blaulichtgewitter hinter dem Tuk Tuk
Erst vor kurzem fuhren die Pilgreens auf einer chinesischen Autobahn. Plötzlich wurden sie von der Polizei mit Blaulicht überholt. Sie winkten die drei an den rechten Straßenrand und verlangten nicht etwa die Papiere. Nein – sie wollten ein Foto mit dem schrägen Gefährt haben, um es ihren Kollegen und Freunden zu zeigen.
Erinnerungsfoto statt Ausweiskontrolle. Foto: The Pilgreens
Klimasünder China?
Bei allem Spaß verlieren die Pilgreens natürlich auch ihr Ziel nicht aus den Augen: Grüne Energie promoten. Gerade in China, dessen Großstädte die Europäer oft mit versmogter Luft verbinden. Ludwig aber sagt: "In China ist im Moment ein richtiger Wandel im Gange. Das kiregt man in Europa gar nicht so mit."
In allen Großstädten, die die Drei durchfahren haben, seien klassische Roller verboten, nur Elektroroller unterwegs. Deswegen stünden die Menschen "grüner Energie" schon aufgeschlossener gegenüber. "Die Leute sind sich bewusst, dass ihre Städte verschmutzt sind. Und auch, dass die Autos Abgase ausstoßen, die für ihre Gesundheit nicht zuträglich sind."
China kann auch grün. Vor allem mit dem Tuk Tuk. Foto: The Pilgreens
Die Idee für das Projekt
Die Männer haben sich 2013 im Masterstudium "International Management" in Toulouse kennengelernt. In ihrem zweiten Jahr des Studiums waren Ludwig und Karen in Bangkok. In der thailändischen Hauptstadt sind Tuk Tuks typische Taxis für Einheimische und Touristen. Natürlich sind dann auch die zwei Studenten mit dem schrägen Gefährt gefahren.
Sie kamen auf die spontane Idee, mit einem Tuk Tuk ihre Kommilitonen in Toulouse zu beeindrucken. Die Fahrzeuge sorgen aber für viel Lärm und stoßen noch mehr Abgase aus. Die Studenten sind jedoch große Befürworter von Elektroenergie.
Ludwig, Karen und Remy vor dem Start in Bangkok. Foto: The Pilgreens
Also kamen sie auf die Idee, mit drei Rädern, zwei großen Elektrobatterien und einer Solarplatte auf dem Dach von Bangkok nach Toulouse zu fahren, um für saubere Energie zu werben. Dann haben sie noch ihren Freund Remy mit in das Tuk Tuk geholt und testen gleichzeitig die Langstrecken-Tauglichkeit des Elektrofahrzeugs. Dieses Projekt ist Teil einer Abschlussarbeit im Fach Projektmanagement, das eine Studie zur Elektromobilität in Entwicklungsländern enthält.
Was die Pilgreens auf ihrer Reise erleben, das erfahrt ihr jeden Mittwoch in der Hörbar am Nachmittag, von 16 - 18 Uhr, auf M94.5. Kommende Woche aus Kasachstan.