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Couchgeflüster

"Man muss Haltung zeigen!"

Quelle: M94.5/Vogl

Heribert Prantl

Heribert Prantls Leitartikel in der SZ sind legendär. Im Couchgeflüster hat er erzählt, was ihm dabei wichtig ist und dass er auch rumblödeln kann.

Seit 2011 leitet Heribert Prantl das Ressort Innenpolitik bei der Süddeutschen Zeitung und ist Mitglied der Chefredaktion. Deutschlandweit bekannt war er natürlich schon davor: dank seiner pointierten Leitartikel. Niemand ist vor seinen Kommentaren sicher.

Nach dem Studium war Heribert Prantl dabei zunächst noch als Anwalt und Richter tätig. Erst ein Anruf des damaligen SZ-Chefredakteurs konnte ihn für den Journalismus gewinnen. Er musste das Schreiben neu lernen - von juristischem zu journalistischem Stil. Ganz ohne Laptops und Computer.

M94.5: Sie sind unglaublich aktiv, publizieren viele Kommentare und Schriften, sind in Talkshows, im Radio, leiten ein Ressort, und und und. Wie schaffen Sie es, so viel zu leisten? 

Heribert Prantl: Weil es Spaß macht. Es ist sicher viel, aber schwer wäre es nur dann, wenn man reingeht und denkt: "Ach, schon wieder ein Kommentar, schon wieder ein Vortrag..." In Wirklichkeit schreibt man auch nicht nur für die Anderen, sondern für sich selbst. Man hat das Gefühl selbst etwas zu kapieren. Bei besonders komplizierten Stücken steht man dann plötzlich auf, weil man sich so freut. Dann laufe ich durchs Zimmer.    

Wenn Sie angehende Journalisten unterrichten, vermitteln Sie dann eher Handwerk oder journalistische Werte? 

Natürlich ist das Handwerk wichtig, aber das Handwerk macht man ja nicht einfach so. Journalismus soll auch Sinn machen, es gibt dafür ein eigenes Grundrecht - Artikel 5. Kein anderer Beruf hat das. Wir tragen also etwas wichtiges bei zur Demokratie und das muss man immer im Hinterkopf behalten. Nicht um selber anzugeben, sondern weil daraus auch etwas folgt.

Was genau?   

Die Pressefreiheit ist nicht die Freiheit zu einer bequemeren Berfusausübung. Die beinhaltet auch eine Pflicht: immer neugierig zu sein, sich immer anzustrengen. Es gibt den schönen Satz, der in der Hamburger Journalistenschule hängt: "Qualität kommt auch von Qual". Der stimmt schon. Man muss sich quälen, die Dinge richtig in den Griff zu bekommen, sie gut rüber zu bringen. Und man darf - um Gottes Willen -, wenn der Artikel dann fertig ist, die Qual nicht mehr merken.   

 

Die ganze Sendung Couchgeflüster mit Heribert Prantl könnt ihr in unserer Mediathek nachhören.

 

 

Heribert Prantls Playlist in der Sendung:

  1. Whiter Shade of Pale - Procul Harum

  2. Sortie in Es - Louis Lefébure-Wély

  3. Heute Hier Morgen Dort - Hannes Wader

  4. I Can't Get No Satisfaction - The Rolling Stones

  5. 3. Satz, Klavierkonzert Nummer 9, Ludwig van Beethoveen

  6. Samba Pa Ti - Carlos Santana

Musikwünsche, die leider keinen Platz mehr in der Sendung hatten: 

  1. Like a Rolling Stone - Bob Dylan

  2. Tausend Mal berührt - Klaus Lage

  3. Junimond - Rio Reiser

  4. Keine Macht für Niemand - Ton Steine Scherben

  5. Stairway to Heaven - Led Zeppelin

  6. Reigen Seliger Geister aus "Orpheus und Eurydike" - Christoph Gluck

  7. Klaviersonate Nr. 21 D-Dur, 1. Satz - Franz Schubert

Platte des Monats

Conor O'Brien zeigt mit The Art of Pretending to Swim, dass Indie-Folk auch im Jahr 2018 noch spannender klingen kann, als man das von diesem Genre erwartet hätte. Das vierte Album der Villagers vereint, was eigentlich widersprüchlich wirkt: Folk mit R'n'B und Experimentierfreude mit Zugänglichkeit. 

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