30 Fotos für 99 Prozent
„Another (pissed !) New Yorker against banker greed“. Diese und ähnliche Zitate kann man aktuell auf Protestschildern in Städten auf der ganzen Welt lesen. Die Ausstellung von Fotograf Giles Clark in der Galerie Lichtkreuzung verbildlicht die Occupy-Bewegung mitsamt den Menschen dahinter.
Im Herbst letzten Jahres ging eine Welle des Protests um den Globus. In Städten wie Madrid, London, New York oder München gingen die Leute auf die Straße und campierten vor den Bankenvierteln. „Occupy!“ - „Besetzte!“ lautet das Motto dieser Bewegung, die unter diesem Namen für einige Wochen durch die Zeitungen der Welt geisterte. Die Anhänger haben die unterschiedlichsten Lebensgeschichten und doch eint sie alle die Wut auf das bestehende System, der Protest gegen die soziale und ökonomische Ungerechtigkeit.
Am 17. September 2011 marschierten ca. 100 Menschen in den Zuccoty Park in New York. Ein privater Platz im financial district, der nicht der Stadt gehört. Somit konnte dort legal protestiert werden. Bereits einen Monat später waren 80 verschiedene Länder involviert.
„We are 99 %“ schallte es aus den Megafonen bei den Belagerungen der Finanzvierteln und so lautet auch der Titel der aktuellen Ausstellung des Fotografen Giles Clark. Er beschreibt die Masse an Menschen, die von 1 % der Bevölkerung beherrscht wird. Laut Clarke ist es die Unzufriedenheit mit der Regierung, die die Menschen auf die Straße treibt. Das Geld würde zwar in Kriege investiert, nicht aber in das Gesundheitswesen oder Bildung.
Gaballte Wut
Normalerweise arbeitet der New Yorker Fotograf für Unternehmen wie Hugo Boss, Calvin Klein oder auf Konzerten mit Bands wie Coldplay. Mit der fotografischen Dokumentation der Occupy-Bewegung hat er jetzt eine ganz andere Richtung eingeschlagen.
Seit Beginn der Proteste hat er die Geschehnisse aus nächster Nähe fotografiert. Auf seinen Bildern sind sowohl begeisterte Menschen zu sehen, als auch die schmerzverzerrten Gesichter der Demonstranten bei Auseinandersetzungen mit der Polizei, vor allem aber die geballte Wut, die „Occupy“ antreibt. Clark will zeigen, was hinter den Kulissen geschieht. Er liefert die Bilder zu den sonst so abstrakten Artikeln in den Feuilletons.
Außschließlich mit dem IPhone fotografiert
Obwohl er und andere Aktivisten mit Berichterstattern, wie z.B. CNN oder BBC Interviews geführt haben, wurden diese niemals gesendet. Die großen Medien weigern sich seiner Meinung nach, diese Thematik zu behandeln. Aus diesem Grund machten sich die Teilnehmer der Bewegung andere mediale Optionen zu Nutzen: Sie kommunizieren über soziale Netzwerke und übertragen ihre Proteste live per IPhone . Auch Clarke hat bisher alle seine Bilder ausschließlich mit einem IPhone fotografiert.
Momentaufnahmen der Emotionen
Eben weil die Bilder mit den gleichen Mitteln entstanden sind, die auch von der Bewegung verwendet werden, strahlen sie eine enorme Authentizität und Dynamik aus. Besonders die starken Emotionen aller Beteiligten werden auf ihnen eingefangen. Mit ca. 30 Bildern bekommt man zwar keine große Ausstellung zu sehen, aber allemal einen tiefen Einblick in die Stimmung der Occupy-Bewegung.
Clarks Fotografien sind noch bis Mitte Juni in der Galerie „Lichtkreuzung“ in der Münchner Vorstadt zu sehen.
Text: Julia Röhl, Marian Grosser