A Long Way Down
Seichte Selbstmord-Komödie mit hochkarätiger Besetzung
Die Silvesternacht – eine Nacht voller Emotionen, Hoffnungen und Erwartungen. Eigentlich eine schöne Nacht. Aber nicht für die Verzweifelten und Alleingelassenen. Gerade eine solche Nacht lässt diese nämlich meist spüren wie verzweifelt und einsam sie eigentlich sind und führt den ein oder anderen sogar auf das zugige Dach eines Hochhauses.
„Entschuldigung, brauchen Sie noch lange?“
Und in genau einer solchen Nacht steht nun Martin (Pierce Brosnan) mit einer Zigarre in der Hand am Abgrund. Nach und nach gesellen sich drei Leidensgenossen zu ihm. „Entschuldigung, brauchen Sie noch lange?“ fragt ihn zunächst Maureen, ausgezeichnet gespielt von der wunderbaren Toni Collette. Die alleinstehende Mutter hat einen schwerstbehinderten Sohn zu Hause liegen und sich selbst bereits vor langer Zeit aufgegeben. Auch der angeblich krebskranke JJ (Aaron Paul) und Politikertochter Jess (Imogen Poots) wollen sich auf dem Londoner Hochhaus in die Tiefe stürzen.
Starke Besetzung
Die Besetzung des Films ist stark, das fiel auch Pierce Brosnan auf: „Toni Collette bewundere ich schon seit Jahren, denn sie ist wirklich ein Chamäleon. Auch die Arbeit von Imogen Poots kenne und mag ich sehr. Und Aaron Paul habe ich mir extra in Breaking Bad angeguckt – und war fasziniert. Die Kombination unseres Ensembles war absolut stimmig“. Das merkt auch der Zuschauer und so entsteht zunächst einmal ein harmonischer Unterhaltungsfilm.
Die vier beschließen ihr Vorhaben bis zum Valentinstag zu vertagen. In den noch übrigen sechs Wochen wollen sie sich trotz ihrer unterschiedlichen Schicksale gegenseitig aus der Misere retten. Sie fahren ans Meer, besprechen Probleme und werden langsam Freunde. Besonders tiefgründig wird es aber nicht. Jess, mal tief-betrübt, dann wieder ausgelassen fröhlich dargestellt von der außergewöhnlich schönen und talentierten Imogen Poots nimmt man die Rolle der Manisch-Depressiven beispielweise gut ab. Die tieferen Umstände ihrer Depression werden dagegen zwar erwähnt, aber nicht ausreichend thematisiert – auch bei den anderen dreien nicht.
Stattdessen bleibt Nick Hornbys Romanverfilmung recht gehaltlos. Die vier Lebensmüden überzeugen zwar in ihren Rollen und man hätte den Schauspielern auch durchaus noch mehr Tiefgang zugetraut, doch dann wäre der Film vermutlich auch keine Komödie mehr geworden. Selbst zu einer Drama-Komödie hat die Umsetzung nicht gereicht.
Eigentlich kein Stoff für eine Komödie
Die einzelnen Schicksale der vier sind traurig, doch in A Long Way Down ist am Ende natürlich alles wieder ganz wunderbar. Hier muss man die Kritik aber fairerweise bereits bei der Romanvorlage von Nick Hornby ansetzen. Der richtige Ton ist für die im Grunde schwere Thematik von Selbstmord und Depression in jedem Fall nicht getroffen worden – zu sehr wurde das Ganze zum Feel-Good-Movie hingebogen. Trotzdem macht der Film unter unterhaltendem Aspekt großen Spaß und besonders die gut abgestimmte Filmmusik schafft ein stimmiges Ganzes.