At Any Price
Sexappeal und Ehrgeiz in den Kornkammern Amerikas. Get big or get out.
Sexappeal und Ehrgeiz in den Kornkammern Amerikas. Get big or get out.
Eine eigene Farm. Seit Generationen übergeben von Vater zu Sohn. Das klingt wie frischer Wind in Weizenfeldern und zirpende Grillen im Dunkeln. Das Licht ist rosa-rot. Weil auf dem Land die Sonne so schön untergeht. Alles ziemlich romantisch!? Nichts da! Es war einmal wieder nur die berühmte rosa-rote Brille. Nach dem Film "At any Price", klingt die eigene Farm viel mehr nach stressbedingtem Tinitus. Die Landwirtschaft ist ein ganz schön fieses Business. "get big or get out", "expend or die", Fressen oder gefressen werden, das sind so in etwa die Prinzipien des Geschäfts. Deswegen steht Henry Whipple (Dennis Quaid) ganz schön unter Druck. Er führt eine riesige Familienfarm, die er von seinem Vater übernommen hat. Natürlich mit dem Ziel sie irgendwann seinem Sohn zu übergeben. Gejagt von den Marktmechanismen wird Henry selbst zum Hai und frisst die kleinen Farmer-Fische. Gewissenlos kauft er Felder auf und versucht seine Konkurrenten auszubooten. Entspannung sucht er nicht bei seiner Frau, sondern bei seiner Affäre Meredith, gespielt von Heather Graham (soviel zum Thema Sexappeal).
Ein Liegestuhl im Kornfeld...
Henrys Sohn Dean hat mit Getreide und Traktoren reichlich wenig zu tun. Er will Rennfahrer werden und bastelt deswegen lieber mit ölverschmierten Oberkörper an seinem Auto rum. Er fährt und gewinnt ein Rennen nach dem anderen und schläft anschließend mit seiner umwerfend süßen Freundin auf dem Fahrersitz. Ja, man könnte meinen, da sei die rosa-rote Brille wieder. Und tatsächlich bringt das junge Paar, gespielt von Zac Efron und Maika Monroe, jede Menge Schmetterlinge direkt aus dem Bauch auf die Kinoleinwand. Als sich Maika Monroe auf einem Liegestuhl vor den Feldern sonnt, sieht man vielleicht nicht das künstlerischste Bild des Films...aber ganz bestimmt das ansehnlichste.
In die Fußstapfen gestolpert
Mit seinem Vater und der Farm will Dean so wenig wie möglich zu tun haben. Erst nach einer bedeutenden Niederlage, die sein Traum vom Rennfahren zerstört, dreht sich sein Weltbild. Fanatisch stellt er sich an die Seite seines Vaters und versucht die in die Krise geratene Farm zu retten. Dean wird plötzlich zu einem jungen, motivierten Abbild seines Vaters. Und genau hier bildet sich eines der schönsten Motive des Films. Denn als Henry und Dean in einer Rede an ihre Kunden nebeneinander stehen, sieht man plötzlich wie unglaublich weichlich und zerbrechlich Henry ist. Es ist als hätten sich alle moralische Bedenken aus seiner langjährigen geschäftlichen Tätigkeit plötzlich in seinem Gesicht versammelt. Das Gewissen, das die rigorose Landwirtschaft so bitter nötig hat, kommt auf in einem Mann, der das Geschäft gerade abgegeben hat. Die nächste Generation ist am Zug. Jung, dynamisch, skrupellos.