Baselitz in München
Das Haus der Kunst unternimmt einen neuen Versuch, Besucher anzulocken. Diesmal mit einer Ausstellung des großen Malers und Bildhauers Georg Baselitz.
Das Haus der Kunst unternimmt einen neuen Versuch, Besucher anzulocken. Diesmal mit einer Ausstellung des großen Malers und Bildhauers Georg Baselitz.
Nach berühmten Namen wie Matthew Barney und Thomas Ruff haben nun die Werke von Georg Baselitz ihren Platz im Hauptsaal des Museums gefunden. Bei der Ausstellung geht es aber um mehr als nur gute Presse-Rezensionen: Das Haus der Kunst blickt seit geraumer Zeit auf eine geringe Besucherzahl. Zwar kann das Museum mit den interessantesten und anspruchsvollsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in München aufwarten - allerdings sind die oft nichts für die breite Masse. Baselitz hat als künstlerisches Schwergewicht das Potential, daran etwas zu ändern.
Adler und Akte in männlicher Manier
Falls es so etwas wie eine "männliche Malweise" gibt, so ist Baselitz sicher Paradebeispiel dafür. Seine Bilder schöpfen ihre Kraft aus dem starken Strich auf großem Grund, dem Balanceakt zwischen Schönem und Hässlichem und ihrer offensichtlichen Lockerheit. Stärke ist Baselitz wichtig, die Größe seiner Bronze-Skulpturen sei auch Angeberei - sagt er selbst.
Im Zentrum der Ausstellung stehen seine schwarzen Bilder: Großformate in dunkelstem Blau, das Motiv des Adlers ist dabei kaum noch zu erkennen. Der Künstler beschreibt sie als "Experiment". Es gehe darum, Bildgrenzen zu verschieben und Konturen wie Kontraste zu vermeiden. Seine Bildmotive bleiben dabei im wesentlichen die selben: Seine Frau Elke, Adler und andere Tiere, Personen der europäisch-deutschen Geschichte. Und natürlich stehen alle Bilder auf dem Kopf, seit Mitte der 1970er Jahre ist das Baselitz Markenzeichen. Auf diese Weise soll dem Motiv seine Bedeutung genommen werden. Was bleibt, ist Malerei.
Der einstige Provokateur ist zahm geworden
Baselitz sagt, die Ausstellung sei vergleichsweise diszipliniert und fundiert. Und da ist was dran. Die Provokation steht nicht mehr im Mittelpunkt, wie am Anfang seiner Karriere. Die erste große Aufmerksamkeit verschaffte ihm Anfang der 1960er Jahre das Bild "die große Nacht im Eimer", das eine kleine Hitlerfigur beim Masturbieren zeigt. Auch auf den Gemälden im Haus der Kunst sind Männer mit Hitlerbärtchen und Swastika-Kreuze zu erkennen, doch man hat sich wohl auch daran gewöhnt.
Seine Schaffenskraft und Kreativität hat unter dem Alter jedenfalls nicht gelitten. Die Malereien und Skulpturen aus den letzten vier Jahren sind weiterhin beeindruckend, vielleicht allenfalls etwas dekorativer als zu Beginn seiner Laufbahn.
Irgendwo zwischen Retrospektive und neuester Werkschau
Der Untertitel der Schau "Damals, dazwischen und heute" ist gut gewählt, es soll aber ausdrücklich keine Retrospektive sein. Die meisten gezeigten Arbeiten sind aktuell, dazwischen aber finden sich immer wieder ältere Werke, die dem Besucher eine Vorstellung davon geben, wie sich die Motive verändert haben. Ein wirklich konsequentes Konzept bleibt die Ausstellung zwar schuldig, dennoch wurden die Arbeiten gut zusammengestellt. Und schließlich ist Georg Baselitz einer der bekanntesten Künstler der Gegenwart. Da kann man zu Recht hoffen, dass auch die Besucher nicht ausbleiben.
Die Ausstellung „Georg Baselitz — Damals, dazwischen und heute" im Haus der Kunst ist noch bis zum 01.02.2015 geöffnet.