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Bilderschlacht im Haus der Kunst

Autor(en): Marian Grosser am Mittwoch, 13. Juni 2012
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Keine Rebellion ohne Smartphone, kein Krieg ohne Youtube - das Haus der Kunst reflektiert die optische Berichterstattung aus Krisengebieten.

Keine Rebellion mehr ohne Smartphone, kein Krieg ohne Youtube. In den letzten 20 Jahren hat sich die Berichterstattung aus Krisengebieten radikal gewandelt. Die neue Ausstellung im Haus der Kunst versucht genau das zu zeigen.


In den weiten und hohen Hallen füllen die Ausstellungsobjekte immer nur kleine Teile aus. Aber sie müssen nicht groß sein, um eindrucksvoll zu wirken. Gleich am Eingang erklären Zeittafeln anschaulich worum es hier gehen soll. Die Ausstellung "Bild gegen Bild" beginnt mit dem zweiten Irakkrieg 1990/91 und reicht bis in die Gegenwart. Sie stellt künstlerische Positionen vor, "die sich kritisch mit der Darstellung von gewalttätigen Konflikten in den Medien befassen" so die vier Kuratoren.

Fern der Heimat

Die Vielfalt, mit der die Bilderschau ganz klar punktet, ist bemerkenswert, denn jeder Künstler hat, unabhängig von den anderen, seine ganz eigene Sichtweise in die Ausstellung gebracht. Zum Beispiel der Brite John Smith. Sein Projekt "Hotel Diaries" entstand aus einem simplen technischen Defekt. Zwei Tage nachdem die USA und Großbritannien im Jahr 2001 begonnen hatten, Afghanistan zu bombardieren, fand er auf seinem Hotel-Fernseher minutenlang ein Standbild vor, er befürchtete, sensibilisiert durch die vorausgegangen Ereignisse, Anschläge in seiner Heimat.

Dieses Missverständnis wurde für Smith zur Metapher für die Tatsache, dass jeder Ort einen Bezug zu den Ereignissen "draußen" hat: "Die halbe Welt ist ein protziges Hotel, die andere Hälfte ein Trümmerhaufen".

3000 Fotos in der Dunkelheit

Doch was passiert, wenn die Medien Bildmaterial bewusst zurückhalten und nicht veröffentlichen? Der Chilene Alfredo Jaar beschäftigte sich in einer Reihe von Projekten mit dem Völkermord in Ruanda. Während eine Million Tutsi in geplanten Aktionen ermordet worden waren, verschleierte das Nachrichtenmagazin Newsweek diese Tatsache, indem es den Fokus auf den O. J. Simpson- Prozess lenkte. Das Projekt "Real Pictures" besteht aus 3000 Fotografien, die Jaar selbst 1994 in Ruanda aufgenommen hat, doch liegen diese mit der Bildseite nach oben in Archivschachteln, dem Auge entzogen. Auf den Deckeln stehen Texte, die die Bilder im Inneren der Schachtel beschreiben: "Jaar vertraut hier auf die Kraft der Sprache, die aufklärt und anklagt, während Bilder verdunkeln und verschleiern".

Eine Flut an Informationen

In den letzten zwei Dekaden, die diese Ausstellung thematisiert, hat sich die Berichterstattung enorm verändert. Wie zuletzt an Protestaktionen der Occupy Bewegung oder dem "Arabischen Frühling" sichtbar war, ist heute praktisch jeder ein Journalist. Die entstehende Fülle an Informationen, die uns erreicht, ist schier endlos, die Bilder konkurrieren gegeneinander, meist um unsere Aufmerksamkeit.

Und auch wenn die Ausstellung auf den ersten Blick schwer zu ergründen scheint, erschließt sich dem Besucher nach einer Weile die zentrale Aussage. Wer jetzt neugierig wurde, hat noch bis Mitte September Zeit, sich die Bilderschlacht anzusehen.


Text: Alexander Bock, Bilder: Katja Schwarz



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