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Chicks for money ... and nothing for free!

Autor(en): Elisabeth Kagermeier am Montag, 29. Oktober 2012
Quelle: Phile Deprez

Kräftemessen

Das gibt es in der SchauBurg während des DANCE-Festvials - zumindest zum Ansehen. Und zwar als Tanztheaterstück, in dem nur (halb-)nackte Männer auftreten.

"Chicks for money and nothing for free“ gibt es in der SchauBurg während des DANCE-Festivals – zumindest zum Ansehen. Und zwar als Tanztheaterstück, in dem nur (halb-)nackte Männer auftreten. Regeln gibt es in diesem Stück wenig. Nur eines sollte man als Zuschauer nicht tun: sich in die erste Reihe setzen.

Eigentlich wollte er da gar nicht stehen, der kleinste der fünf Tänzer. Die anderen hatten ihn nach vorne auf die Bühne gedrängt – er sollte den Anfang machen. Betreten stand er da, in seiner skurrilen pinken Jogginghose. Einer der anderen kam und zog ihm sein Muskelshirt aus. Doch das war nichts Besonderes, denn auf eines musste man sich beim Stück „Chicks for money and nothing for free“ im Münchner Theater der Jugend auf jeden Fall gefasst machen: Viel nackte Männerhaut. Und mindestens genauso viel überschäumendes Testosteron.

Dire Straits mal andersrum

Benannt ist das Stück der fünf belgischen Jungs der „Kopergietery & het KIP“ nach einem Song der Dire Straits: „Money for nothing and chicks for free“ – nur eben andersrum. Doch weder Geld noch Mädchen spielten in dem Stück eine große Rolle; und das Lied der Dire Straits wurde kein einziges Mal angestimmt. Stattdessen war das Hauptthema das Mannsein. Und das mit allen Klischees, die dazugehören: Sie ließen ihre Brust- und Armmuskeln und die Kehlköpfe spielen, brüllten mit urzeitlichen Schreien gegeneinander an und kämpften, was das Zeug hielt. Immerzu mussten sie sich beweisen und ihre Kräfte messen.
Das klingt zunächst nicht gerade ästhetisch oder bühnenreif. Doch die selbstironische Art, mit der die Männerklischees auf die Schippe genommen wurden, und der Spaß, den man den fünf jungen Männern ansah, übertrug sich schnell aufs Publikum: fast keine Minute verging ohne einen Lacher.

Performance - doch trotzdem leicht verständlich

Es hat sich in diesem Gaststück also genau das gezeigt, was die SchauBurg mit ihrer eigenen Programmschiene mit dem Thema „Männer“ beim DANCE-Festival 2012 erreichen wollte: Tanztheater muss nicht Ballett und auch keine schwer verständliche Kunstform sein. Tanz und Performance waren in „Chicks for money and nothing for free“ unterhaltsam, locker und leicht verständlich ohne platt zu wirken. Das Stück der Belgier hat im Gegensatz zu vielen anderen Eigenproduktionen der SchauBurg keine Längen; die siebzig Minuten vergingen wie im Flug.
Und das, obwohl die fünf Männer nur wenig Hilfsmittel hatten. Nur an wenigen Stellen wurde atmosphärische Musik eingesetzt – aber mehr brauchte es nicht. Teilweise sangen und musizierten die Belgier sogar selbst. Für ihre Darbietung mussten sie also Allround-Talente sein: Schauspieler, Tänzer, Akrobaten und Musiker. Bei anderen Truppen würde wohl einiges davon auf der Strecke bleiben, nicht aber bei den fünf Jungs der „Kopergietery & het KIP“. Sie glänzten in allen Disziplinen. Nur das Trösten beherrschten die Männer entsprechend dem Klischee nicht: Unbeholfen tätschelten sie einem von ihnen die Schulter, nachdem dieser einen Schlag in die Weichteile bekommen hatte.

Berührungsängste? Niemals.

Doch bei einem weiteren Ziel der dreiteiligen „Männer“-Reihe könnte das Theater der Jugend leicht scheitern: Mit den Stücken soll auch gezeigt werden, dass Tanztheater nicht nur Mädchensache ist und vor allem ein junges männliches Publikum begeistern kann. Viele pubertierende Jungs könnte „Chicks vor money and nothing for free“ aber vor allem mit Scheu und Scham erfüllen. Während "schwul" unter vielen Jugendlichen ein Schimpfwort ist, hatten die fünf belgischen Darsteller keine Berührungsängste. Nur in Unterhosen bekleidet zwängten sie sich gemeinsam in einen Glaskasten und erzählten sich dort Geschichten von Mädchen und Eltern. Sie sprangen nackt und nur mit Rasierschaum beschmiert über die Bühne – und sogar den Zuschauern in der ersten Reihe auf den Schoß. Und auch der obligatorische Penisvergleich unter der Dusche durfte natürlich nicht fehlen.

Männerträume mit einem Augenzwinkern

Doch wer mit der Nacktheit der ansehnlichen fünf jungen Männer kein Problem hatte, konnte erkennen, wie urkomisch die Darbietung war. Und das bis zum Showdown, bei dem sie auf einer Bühne voller Bierdosen standen und davon eine nach der anderen leeren durften – ein wahrer Männertraum. Sie spuckten Fontänen von Bier in die Luft, brachten sich in Formation wie aus Stein gemeißelte Brunnenfiguren für die Ewigkeit. Denn am Ende ging es doch neben dem Kräftemessen auch noch um was anderes: um echte Männerfreundschaft.


Das Stück „Chicks for money and nothing for free“ lief am 27. und 28.10.2012 im Rahmen des DANCE-Festivals in München.
Informationen zum weiteren Programm unter: www.dance2012.de

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