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Ein Kontrollgang mit dem Verein gegen betrügerisches Einschenken

Das Maßband an der Maß

Autor(en): Jan Borner am Mittwoch, 2. Oktober 2013
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Quelle: M94.5

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"Treffpunkt Klohäusl vor dem Haupteingang". Das klingt vertrauenserdrückend! Tatsächlich geht es aber um Schankmoral und Freibier.

"Treffpunkt Klohäusl vor dem Haupteingang". Das klingt vertrauenserdrückend! Tatsächlich geht es aber um Schankmoral und Freibier. Impressionen vom "Verein gegen betrügerisches Einschenken"

Es geht also um Schankmoral. Für einen Preiß ist das ein ungewohntes Wort. Deswegen sucht man in Kant´s Grundlegung zur Metaphysik der Sitten auch vergeblich danach. Bei der Schankmoral handelt es sich also nicht um eine Teildisziplin der akademischen Ethik. Aber was der Philosoph nicht auf dem Schirm hat, darum kümmert sich der Bayer. Und das schon lange. Den Verein gegen betrügerisches Einschenken (VGBE) gibt es seit 1899. Er wurde während der NS-Zeit verboten und hat sich 1970 wieder aufgerappelt und kräftig vergrößert. 3936 Mitglieder zählt er mittlerweile. Man sieht: Hier begehrt das Volk auf. Der Gerechtigkeit wegen. Nicht für die Grundlegung, aber für die Festigung der Sitten. Für den Schutz der Verbraucher und Wettbewerbsfairness. Denn es geht ums Bier. Und das liegt dem Bayer nicht nur auf der Leber, sondern bekanntlich auch am Herzen.

Am Montag, den 23. September hat der VGBE über Facebook zur Volksschankkontrolle auf die Wiesn geladen. Insgesamt 100 Maß Bier sollten dafür in allerlei Festzelten bestellt, gemessen und letztlich getrunken werden. Zu viel auszuschütten ist schließlich eine größere Untat als zu wenig einzuschenken. Deswegen ist es nur fair, wenn man die Ware auch artgerecht behandelt. Mit Maßband und Freude am Bier. Das ist in etwa die Gesinnung des Vereins.

Dabei ist so ein Maßkrug doch ziemlich transparent. Das gelbe ist das Bier, das weiße ist der Schaum. Man sieht, was man bekommt. Aber sind wir doch mal ehrlich: Die wenigsten Wiesn-Besucher gehen mit kritisch-prüfender Stimmung in die Zelte. Ist das Bier endlich da, dann stößt man an. Eichstrich hin oder her! Wenn es schmeckt, dann darf auch mal was fehlen.

Aber nicht mit dem VGBE und seinen Facebook-Freunden! Über 50 besorgte Bürger haben sich am Montag am besagten Klohäusl getroffen um der Maß Bier auf den Zahn zu fühlen. Wir hielten es für angebracht uns anzuschließen. Um zu berichten wie es aussieht, wenn man Sheriff der Schankmoral ist.

Soll Arbeit effektiv sein, dann findet sie in Kleingruppen statt. Deswegen wurden wir zunächst mal aufgeteilt. Jede Gruppe bekam ein Maßband und Biermarken für jeweils drei Zelte. Unser Programm: Schottenhammel, Käfer, Schützen-Festzelt. Jeweils sieben Bier. Wir waren guter Dinge und in so manchem Gesicht konnte man einen Hauch von Vorfreude erkennen.

Schottenhamel:

Statt ins Zelt zu gehen, haben wir uns für den Biergarten entschieden. Ein bisschen abseits vom Zelttrubel. Der Arbeitsatmosphäre wegen. Die Teilnehmer wissen: Ein kritischer Blick aufs Glas ist etwas anderes als ein tiefer Blick ins Glas. Aber das eine schließt das andere nicht aus. Die sieben Maß waren schnell da. 3 Minuten lang haben wir dabei zugeschaut, wie der Schaum sich setzt. Ein beinahe epischer Moment, der es in der Magengegend freudig kribbeln lässt. Dann hieß es das Maßband anzusetzen. 15 Millimeter Unterschank liegen im Toleranzbereich. Das sollte man den gestressten Wirten zugestehen. Ist noch weniger im Krug, dann hat man Recht sich zu beschweren. Bei mindestens zwei unserer Spatenbiere war das der Fall. Also sind wir losgezogen um auffüllen zu lassen. Am Ausschank waren zwei junge Herren, die uns freudig begrüßten. Wir baten um eine volle Maß und bekamen sie ohne Widerrede. Jetzt musste nur noch getrunken werden. Neben uns saßen sieben junge Damen im Dirndl. Verbraucherschutz rockt!

Käfer:

Auch hier war die eine oder andere Maß unter dem Toleranzbereich. Als wir beim Ausschank nachgefragt haben, bekamen wir erst einen misstrauischen Blick. Dann aber hat man unser Mikrofon gesehen und es wurde nachgeschenkt. Prost!

Schützen-Festzelt:

Der dritte Biergarten. Das Leben ist schön! Achja, nochmal sieben Maß! Wie war das mit den drei Minuten? Ich komme aus Köln, da trinkt man aus 0,2 Liter Gläsern. Ich bin das alles nicht gewohnt. Irgendwer hat nachgemessen und aufgeschrieben, ich war auf Toilette. Ich bin ganz ehrlich: Es mag hier und da zu wenig drin gewesen sein, aber nach gut 3 Maß hatte ich nicht das Gefühl zu wenig Bier gehabt zu haben.

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