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Die Kunst der Aufklärung

Autor(en): Karolina Jurdeczka am Dienstag, 12. April 2011

Vergangenen Sonntag wurde Chinas berühmtester Künstler und Regimekritiker, Ai Wei Wei, wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen festgenommen. Ironischerweise fiel die Verhaftung zeitlich mit der Eröffnung der deutschen Gemeinschaftsausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ zusammen, die in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Nationalmuseum entstand.

Vergangenen Sonntag wurde Chinas berühmtester Künstler und Regimekritiker, Ai Wei Wei, wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen festgenommen. Ironischerweise fiel die Verhaftung zeitlich mit der Eröffnung der deutschen Gemeinschaftsausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ zusammen, die in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Nationalmuseum entstand.


Zu diesem Anlass war auch Guido Westerwelle mit einer Delegation aus Journalisten und Museumsleuten nach Peking gereist. Nur wenige Stunden später wurde Ai Wei Wei am Flughafen von Polizisten abgefangen. Die Delegation fühlte sich düpiert, Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe Instituts interpretiert den Vorfall als deutliches Alarmsignal. Auch der Außenminister äußerte sich bestürzt über die Verhaftung und anschließende Verschleppung – bis heute ist der Verbleib des Konzeptkünstlers nicht bekannt – und bestellte den chinesischen Botschafter ins Auswärtige Amt, um die Freilassung des 53jährigen zu bewirken.

Die Kunst von Ai Wei Wei ist auch vielen Münchenern noch in lebendiger Erinnerung, erst vergangenes Jahr stellte das Haus der Kunst mit großem Erfolg Werke des Ausnahmekünstlers aus. Hauptkurator Ulrich Wilmes kritisierte die Zurückhaltung der deutschen Kunstlandschaft scharf. In einer Pressemittteilung distanziert sich das Haus der Kunst vor allem von Äußerungen des Direktors der staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth, der die Ausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ federführend mitgestaltet hatte. Dieser hatte zuvor in einem Interview mit der Zeit gesagt, es gäbe Hunderte Künstler wie Ai Wei Wei, über die nur niemand spreche, da sie weniger berühmt seien. Dies sei laut Ulrich Wilmes nicht nur eine „Bagatellisierung“, sondern „leider so missverständlich, dass sie ihm als menschenverachtend ausgelegt werden kann.“

Des Weiteren heißt es vom Haus der Kunst, man wolle die Bundesregierung „darin bestärken, sich weiterhin öffentlich für die Freilassung von Ai Weiwei und die Freiheit der Kunst einzusetzen.“ Auch der Direktor des Londoner Tate Modern, der bis vor Kurzem selbst Direktor des Münchener Museums war, forderte mehr Solidarität von deutschen Museen für den chinesischen Künstler. Gerade im Rahmen der aktuellen Ausstellung in Peking müsse man viel stärker auf die aktuelle Situation aufmerksam machen. Inzwischen meldeten sich zahlreiche Künstler zu Wort, die die Verhaftung ihres Kollegen bedauerten, darunter war auch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller. In einem offenen Brief an den chinesischen Botschafter forderte auch der Deutsche Künstlerbund Ai Wei Weis sofortige Freilassung.

Ob sich die chinesische Regierung durch die zahlreichen Appelle umstimmen lässt, bleibt abzuwarten. Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass Einmischung des Westens bei inneren Angelegenheiten eher auf Ablehnung stößt.

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