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Medea im Volkstheater

Die nicht greifbare Kindermörderin

Autor(en): Helena Eberl am Samstag, 26. November 2016
Quelle: @Volkstheater München

Medea

Medea feiert Premiere im Volkstheater und bringt  die Geschichte einer verzweifelten Frau auf die Bühne, die ihre Kinder tötet. Ein Interview mit Regisseur Abdullah Kenan Karaca.

 

Warum hast Du dich für das Stück Medea entschieden?

 

Das war schon länger in meinem Kopf, ich habe es schon öfter gelesen. Es ist wahnsinnig komplex, es gibt so viele verschiedene Übersetzungen, so viele Richtungen, es scheint sehr vieles möglich. Und dann kam bei mir im Sommer das Gefühl genau diese Vielfältigkeit, dieser Komplex mit dieser Frau und ihren Zuschreibungen, die als Synonym für Kindermord, Eifersucht, Obzession und ganz viele andere Richtungen beschrieben werden, dass ich da einen Anker setze und frage: Was treibt einen Menschen so weit seine eigenen Kinder umzubringen?

 

Wie kann man diese Frage beantworten?

 

Man überlegt natürlich, wie greift man diese Figur. Es wäre natürlich ganz einfach zu sagen: Es ist Eifersucht, aber ich glaube, dass da noch viel mehr dahintersteckt und das ist jetzt eben der Versuch, diese Komplexität zu zeigen.

 

Welche Rolle hat das Frauenbild für Dich gespielt?

 

Natürlich ist das Frauenbild ganz zentral. Es ist noch mal ein ganz anderes Bild, wenn man diese Geschichte heute erzählt - im Gegensatz zu damals. Medea ist eine antike, starke Frauenfigur, von denen es wenige gibt. Sie ist auf jeden Fall eine die heraussticht. Eigentlich geht es darum, dass man diese Figur nicht fassen kann. Jede Bebilderung, jede eindeutige Zuschreibung wird für mich zu eng.

 

Kann man Medea eindeutig als Opfer oder als Täterin benennen?

 

Medea hat einen Satz in dem sie sagt, „die Menschen urteilen schnell, bevor sie das Innere erforschen“ und ich glaube so sind wir Menschen. Dass wir immer denken, das muss ein Monster sein, wenn jemand zu so etwas fähig ist. Es geht eigentlich darum zu erforschen: wie grausam sind wir Menschen? Aber es gibt grausame Taten und Menschen sind dazu fähig, ohne gleich Monster zu sein. Es geht darum herauszufinden: wie grausam ist der Mensch an sich? Zu was ist er fähig?

 

Was wolltest Du mit dem Stück vermitteln?

 

Ich finde, dass man es vielleicht schaffen sollte, andere Menschen zu sehen ohne gleich zu bewerten, was aber auch wahnsinnig schwierig ist. Das kennt man ja auch selbst, man schafft das nicht immer, aber zumindest jemandem eine Chance zu geben, ihn zu verstehen. Das ist bei Medea natürlich etwas total Extremes. Wie soll ich jemanden verstehen, der seine Kinder umgebracht hat, der noch andere Morde begangen hat und das ist dann wieder dieses Nicht-greifen-können.

 

 

 

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